Montag, 28. Januar 2019

Riesling am Kamin: Kaminweinprobe beim Weingut Wegeler (1/2)


Ende Januar... 2019... der Rheingau befindet sich gefühlt noch etwas im Winterschlaf. Doch das Weingut Wegeler in Oestrich nutzt die knackige Kälte und den (zumindest in anderen Teilen Deutschlands gefallenen) Schnee um in gemütlicher Atmosphäre am wohlig wärmenden und knackenden Kamin interessierten Weinliebhabern die Geschichte der Großen Gewächse näher zu bringen. Also nichts wie hin. 






Das Weingut Wegeler, eigentlich korrekterweise als Weingut Geheimrat J. Wegeler zu bezeichnen, blickt auf eine lange Historie zurück und steht in enger Beziehung zur ehemaligen Deinhard Dynastie. Kennt ihr die Werbung ebenfalls noch: „Wo ist der Deinhard“? Ich habe ihn zwar nie getrunken aber an die Werbung kann ich mich noch erinnern. 

Aber zurück zur Entstehung des Weinguts. 1861 heiratete der bereits als Exportbeauftragter in der Sektkellerei tätige Julius Wegeler die Deinhard Tochter Emma und bekam kurz darauf die Leitung der Firma übertragen. Aufgrund des wirtschaftlichen Erfolgs wurde 1882 ein Weingut (Weingut A. Wagner) im Rheingau erworben. Auch heute noch ist das Weingut und die die Verwaltung in Oestrich-Winkel ansässig und verfügt über insgesamt ca. 45 ha, darunter 15 (oder waren es doch 16?) verschiedene Weinberge, die als Große Lage klassifiziert sind. 

Geführt wird das Weingut nunmehr von Anja (ehemals Wegeler) und Tom Drieseberg, der sogar seinen Job aufgab um gemeinsam mit seiner Frau das Weingut zu übernehmen

Das besondere am Weingut Wegeler ist, dass dieses Weingut bis heute nicht nur über Lagen im Rheingau, sondern auch an der Mosel verfügt. 

Dort wurde das Weingut 1900 gegründet. Eine ganz bekannte Geschichte ist offenbar auch der Kauf von Parzellen in der sehr renommierten Lage „Bernkasteler Doctor“. Für den damalig sehr teuer wirkenden Preis von 100 Goldmark pro Rebstock konnte Julius Wegeler sich dort einkaufen. Dies kann wohl durchaus als strategische Investition bezeichnet werden, denn angabegemäß stellte dieser Kauf den teuersten Einkauf der deutschen Weingeschichte dar. Und bis heute besitzt das Weingut den größten Anteil dieser mit 3,26 ha eher sehr kleinen Einzellage. Darüber hinaus erfolgt der Anbau noch in weiteren Steillagen in Bernkastel, Graach und Wehlen, so dass insgesamt 12 ha bewirtschaftet werden. 

Und wie schmeckt der Riesling von dort? Diese Frage konnte auch umgehend beantwortet werden. Anja Will, die den Abend moderierte, schenkte im Verlauf des Abends auch hiervon einen Schluck ein:


Weingut Wegeler - Doctor Riesling QbA 2000

Man merkt deutlich, dass es sich um einen gereiften Wein handelt. Schwierig eine Reifenote zu beschreiben. Vielleicht fehlt da auch einfach noch etwas Erfahrung, da ich mich mit reifen Weinen noch nicht wirklich beschäftigt habe. Typisch für einen gereiften Riesling ist wohl jedoch die Spur von Honigmelone, die hier deutlich zu Tage tritt. Interessant und spannend, nur leider viel zu schnell leer :-)

Wen die analytischen Werte interessieren: 11,5 g Restsüße und 7,8 g Säure.


Eine nette Anekdote gibts auch noch zur Namensgebung des Weinbergs in Bernkastel. Angeblich wurde ein Wein dieser Lage an den Kurfürsten Boemund (1360) verabreicht, als dieser schwer erkrankt war. Und als es ihm wieder besser ging erkannte er: “Dies ist der wahre Doctor!“ :-)

Und noch etwas Wissenswertes: Genau aus dieser Lage hat der Winzer Markus Molitor in 2016 einen trockenen Riesling erzeugt, der bei Robert Parker mit glatt 100 Punkten bewertet wurde! Eine echte Premiere: Erstmals 100 Punkte für einen trockenen deutschen Wein.

Aber nun nochmal zurück zum eigentlichen Start des Abends. Zur Begrüßung gab es (natürlich) einen Sekt:


Weingut Wegeler - Geheimrat „J“ Riesling Sekt brut (2011)

Mit diesem Schluck kam ich nun auch endlich in den illustren Kreis, der den Sekt, benannt nach dem Gründer, verkosten durfte. Dieser wurde nämlich schon zu diversen Staatsempfängen gereicht, darunter Bill Clinton, Königin Beatrix, Queen Elizabeth II, Kofi Annan, und viele weitere. 

Nachdem die Einstimmung auf die anstehende Probe mit dem leckeren, frischen Sekt geglückt war, ging es darum im modern und gemütlich gestalteten Veranstaltungsraum Platz zu nehmen.

Eine gedeckte Platte mit Schinken, Cabanossi, Käse, Gurken, Tomaten und natürlich Baguette sowie Wasser standen schon bereit. 






Nach einem kurzen Rückblick in die weiter entfernte Historie wurde die Gründung der Charta Vereinigung im Rheingau etwas vertiefend angesprochen. 1984 wurde diese auf Initiative von Bernhard Breuer gegründet um sich des Themas Qualität und Lagenklassifizierung anzunehmen. Feste Vorgaben zur Herstellung des Weins und zu den sensorischen und analytischen Werten sollten dazu beitragen einen typischen Vertreter des Rheingauer Rieslings in gehobener Qualität zu produzieren. Und auch noch heute gibt es von einigen Weingütern (12?) stets eine Edition „Charta Riesling“. 


Weingut Wegeler - Riesling Charta (2015)

Die analytischen Werte für diesen Riesling liegen bei 8,8 g Säure und 10,4 g Restzucker. Auf sensorischer Basis würde ich sagen: Einfach trinken. Der Wein ist saftig, fruchtig, leicht würzig und verschwindet durch seinen feinherben Charakter in großen Schlücken. Das Merkmal „typischer Rheingau Riesling“ scheint zuzutreffen. Und trotz des bereits etwas zurückliegendem Jahrgang 2015 waren sich alle einig, dass der Wein auch problemlos noch in 1-2 Jahren den gleichen Trinkspaß liefern sollte. 




Üblicherweise tastet man sich ja so langsam bis zur Spitze vor. Doch hier sprangen wir nun mit einem Satz an die Spitze der Qualitätspyrsmide und konnten uns von den besonderen Eigenschaften des Rüdesheimer Berg Schlossberg überzeugen. 

Fortsetzung folgt!

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