Sonntag, 3. Februar 2019

Riesling am Kamin: Kaminweinprobe beim Weingut Wegeler (2/2)


Im letzten Blogeintrag habe ich bereits ein bisschen über die Kaminweinprobe im Weingut Wegeler im Januar 2019 berichtet. Und ich hatte eine Fortsetzung versprochen....








Passend zum Thema "Die Geschichte der Großen Gewächse" geht es nun auch gleich zu einer der ganz bekannten Lagen.

Der Rüdesheimer Berg Schlossberg ist der steilste Weinberg im Rheingau und hat seinen Namen durch die Burg Ehrenfels erhalten. Das Weingut Wegeler besitzt 2 der insgesamt vorhandenen 38,5 ha. Durch die Steile des Hangs (bis zu 60 %) ist eine maschinelle Lese nicht möglich erschwerten kommt die Bodenbeschaffenheit hinzu. Dieser besteht aus Quarzit und Schiefer. Und nun kann sich ja jeder vorstellen, was bei der Begehung eines steilen Hangs bei feuchtem und rutschigem Schieferboden schnell passiert. 

Charakteristisch für die großen Weine dieser Lage ist, dass sie sich in jungen Jahren zunächst verschlossen zeigen und erst nach einer Reifezeit (in der Regel 4-5 Jahre) ihr Können zeigen. 


Weingut Wegeler - Berg Schlossberg GG trocken (2016)

Dieser Wein war aus meiner Sicht jedoch schon heute zugänglich. Und wie!

Eine elegante mineralische aber trotzdem saftige Note. Vielleicht ein Hauch von Kräutern, etwas Quitte. Leichte Würze ist vorhanden und man spürt das Volumen und die Kraft. Ich muss sagen: Dieser Vertreter hat mich wirklich begeistert. Auch die Fachpresse hat sehr gute Bewertungen vergeben: U. a. 93 Punkte Eichelmann, 91 Punkte Gault-Millau, 92 Punkte Falstaff, 18 Punkte Weinwisser. Spannend wäre zu sehen, wie sich dieser Wein wohl noch entwickelt. 

Aber einen ersten Eindruck konnte ich im Laufe der Probe noch gewinnen, denn kurze Zeit später konnte ich die gereifte Variante verkosten:


Weingut Wegeler - Schlossberg Riesling (1999)

Gefühlt hatte der nicht mehr die ganz große Power der Variante von 2016 und erschien im Glas (darf man das eigentlich sagen??) etwas wässeriger bzw. dünner. Jedoch konnte er mit einer guten Länge und Noten von reifem, gelbem Steinobst überzeugen. Unter der versierten Teilnehmern des Abends kursierte die Vermutung, dass er sich möglicherweise jetzt auf dem Höhepunkt befinden sollte und daher auch am Besten zeitnah genossen werden sollte. 

Schön finde ich, dass das Weingut tatsächlich seit geraumer Zeit eine eigene Vintage Kollektion anbietet, bei der man eine Auswahl an gereiften Weine direkt vom Weingut kaufen kann. 

Und wenn wir grade beim Thema Vintage sind. Einen habe ich noch:


Weingut Wegeler - Jesuitengarten (1992)

Für mich persönlich eine sehr spannende Erfahrung, da ich ja, wie gesagt, mit gereiften Weinen nahezu keine Erfahrung habe. Dieser hier ist nun nochmals sieben Jahre älter das der eben beschriebene. 1992 - 27 Jahre zurück! Was habe ich eigentlich damals so angestellt? :-)

Auch hier merkt man wieder deutlich, dass es sich um einen gereiften Wein handelt. Im Geruch mutet er zunächst ebenfalls etwas würzig an, was sich aber beim schmecken dann eher wenig bemerkbar macht. Noten von Grapefruit kommen mir in den Kopf. 

Aber auch beim Jesuitengarten konnte ich einen wunderbaren Vergleich zu einer etwas aktuelleren Variante genießen:


Weingut Wegeler - Jesuitengarten GG (2014)

Der Jesuitengarten befindet sich in direkter Rheinnähe (Achtung Hochwasser!) in Winkel und wird (zum Schutz vor Frost) von einer Mauer begrenzt. Durch diese spezielle Konstellation gehört die Lage zu den wärmsten Lagen des Rheingaus. Wenn man den Schlossberg eher als „Männerwein“ sieht, stellt der Jesuitengarten den eher femininen Gegenpart da. Die Weine sind in der Regel feinfruchtig und elegant und haben häufig auch eine florale Note. Auch die Bodenbeschaffenheit weicht ab. Im Jesuitengarten sind es flache Aue-/ Sandböden. 

Dieser Wein hat tatsächlich nicht soviel Fülle wie der Schlossberg und wirkt fruchtiger und eleganter. Leichte florale Anklänge und ggf. einen Hauch tropischer Früchte meine ich wahrgenommen zu haben. Eichelmann vergab hierfür 90 Punkte. 

Leider neigt sich der Abend so langsam dem Ende zu. Eine Verkostung bleibt jedoch noch:

Weingut Wegeler - Rothenberg Riesling GG (2013)

Der Geisenheimer Rothenberg wurde bereits in der ältesten Lagenklassifikationskarte von 1867 als Weinlage 1. Klasse eingestuft. Aktuell sind von den rund 48 ha etwa 6 ha als Erste Lage klassifiziert. Und genau diese 6 ha wurden durch das Weingut langjährig gepachtet und in 2010 vollständig übernommen. 

Die Böden bestehen aus Tonschiefer und Quarzit und weisen durch rotes Eisenoxid die namensgebende Färbung auf. 

Darüber hinaus ist dieser Weinberg auch als Oechsle Champion bekannt. Hier wurde bereits dreimal der Deutschlandrekord der Mostgewichte aufgestellt. Im Rekordjahr 2011 lag das höchste Mostgewicht bei 340 Grad Oechsle. 

Ein etwas hellerer Farbton im Glas. Leicht herb. Komplexes Aromenspektrum; u. a. von Mirabelle, Blutorange. 




Geschafft. Damit ist die Probe leider auch schon zu Ende. Ein interessanter und lehrreicher Abend mit Informationen, Diskussionen, Gesprächen und einer tollen Atmosphäre klingt nun so langsam aus. 

Für mich hat sich der Abend definitiv gelohnt, konnte ich doch zusätzlich auch noch wirklich tolle Weine entdecken, die mich definitiv auf den Geschmack gebracht haben. Und eins steht zweifelsfrei fest: Am Kamin geht nicht nur Rotwein :-)

Insgesamt war es ein sehr schöner und lohnenswerter Ausflug durch das Portfolio des Weinguts, welches nebenbei bemerkt auch das Weingut des Jahres 2019 der Vinum ist. Und gerade die Möglichkeit auch mal in die Welt der gereiften Rieslinge einzutauchen war große Klasse. Bemerkenswert welches Alterungspotenzial drin steckt und wie sich das Aromenspektrum verändert. 

"Leider" bin ich jetzt auch neugierig auf den Rest geworden, so dass ich bestimmt bald wieder mal in Oestrich vorbei schauen muss :-) Aber für heute Abend gibts nur noch schnell einen feinherben Johannisberger.... für den Weg nach Hause... 



















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