Montag, 21. Dezember 2020

Einmal Sonne aus Südafrika ins Glas bitte: Kanonkop - Paul Sauer 2016 und 2017 im Vergleich



Die Tage werden jetzt doch deutlich ungemütlicher. Zumindest hier bei uns in Deutschland. Auf der anderen Erdhalbkugel dagegen, kann man sich jetzt über sommerliche Temperaturen freuen. Im Gedenken an die Schönen sonnigen Tage, passt doch dementsprechend endlich mal wieder ein Rotwein ganz gut. Und diesmal einfach mal von der anderen Erdhalbkugel. Südafrika wartet auf einen Test.....







Und für diesen Test, habe ich mich zu einem Bordeaux-Blend von einem renommierten Erzeuger entschieden. Spätestens seit Tim Atkins für den Jahrgang 2015 des Bordeaux Blend "Paul Sauer" vom Weingut Kanonkop vergeben hat, dürfte dies in aller Munde sein.

Der Jahrgang 2015 war nun leider nicht wirklich mehr irgendwo aufzutreiben, aber immerhin ist es mir gelungen zwei verschiedene Jahrgänge aufzutreiben. Somit kann ich diese dann gleich direkt mal gegenüberstellen.

Doch vorher noch ein paar Worte zum Weingut

Weingut Kanonkop

Das Weingut Kanonkop liegt in der bekannten Weinbauregion Stellenbosch und ist ein eher
junges Weingut, welches 1973 den ersten Wein herausbrachte. Es wird als Familienbetrieb geführt und geht im Wesentlichen auf das bestreben von Paul Sauer zurück. Dem zu Ehren auch dieser Bordeaux-Blend produziert wird. 

Der Name des Weingutes leitet sich von einem kleinen Hügel in der Nähe ab, wo im 17. und 18. Jahrhundert eine Kanone abgefeuert wurde, wenn die Handelsschiffe in der Bucht anlegten. Dies war das Signal, dass sich die Farmer und alle Handelswilligen auf den etwa 50 km langen Weg machen konnten. 

Etwa 95 Hektar bewirtschaftet das Weingut Kanonkop. Die Hälfte des Rebbestands besteht aus Pinotage. Zusätzlich werden noch die klassischen Bordelaiser Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc angebaut. 

Die Böden bestehen teilweise aus Granitelementen mit einem Lehmanteil von etwa 15 % bis 30 %. Die klimatischen Verhältnisse sind geprägt von der Nähe zum Atlantik und dessen Winde. Auch in den Sommermonaten besteht bezüglich der Temperaturen ein entsprechendes Tag- und Nachtgefälle. 

Ganz besonders interessant fand ich die Zusammenstellung des Weinguts Kanonkop im Hinblick auf die Einschätzung der Qualität der einzelnen Jahrgänge sowie deren Einschätzung, oben ein Wein noch liegen sollte. Dies hilft dem Konsumenten enorm weiter. Schließlich sollte auch der Winzer seine Weine am Besten kennen und eine profunde Einschätzung abgeben können.

Wer Interesse an der zusammenfassenden Übersicht zur Einschätzung der einzelnen Jahrgangsqualität hat, findet diese hier:


Detailliertere Übersichten der Jahrgänge ab 2009 stellt Kanonkop unter dieser Seite zur Verfügung:


Bemerkenswert ist auch die Info auf den Flaschen. Ich hoffe, man erkennt es etwas auf dem Bild. Bereits dort erhält man einen schnellen Überblick über die beginnende Trinkreife und das prognostizierte Trinkfenster. Finde ich wirklich klasse und auch schon im Vorgriff auf das Tasting kann ich verraten, dass ich die Einschätzung sehr gut nachvollziehen kann.




Aber nun genug geredet, Es wird Zeit zu probieren....

Kanonkop - Paul Sauer (2016)

Die Cuvée besteht aus:
  • 62 % Cabernet Sauvignon
  • 25 % Merlot
  • 3 % Cabernet Franc
Im Glas schimmert der Wein granatrot und bringt vermutlich auch ein paar violette Reflexe mit sich.

Beim ersten schnuppern zeigt sich ein aromatischer Duft. Ich erkenne vielschichtige Aromen von Pflaume, etwas Würze, schwarzer Pfeffer, Holz und rote Paprika. 


Am Gaumen zeigt er gleich Fülle und Körper. Zuerst dachte ich, dass er sehr mollig sein könnte, bringt aber auch noch einen Touch Feinheit mit. Die Tannine sind sanft und sehr angenehm. Die Aromen sind wie bereits beschrieben wieder zu erkennen. Zusätzlich kommen noch Kirsche und etwas stärker auch die Beerenfrüchte dazu. Nach einiger Zeit kommt auch die schwarze Johannisbeere zum Vorschein. Direkt am Anfang habe ich sie nicht so deutlich erkannt. 

Der Wein ist definitiv nicht marmeladig. Die Säure ist angenehm eingebunden und hält sich eher im Hintergrund. Insgesamt wirkt der Wein sehr ausgewogen und zeigt einen netten Spannungsbogen mit schönem Finale. Daher würde ich den Nachhall als lang bewerten.

Der Wein ist bereits gut trinkbar, kann aber durchaus noch liegen. Lt. den Angaben von Kanonkop auf dem Etikett bis ca. 2030.

Dank penibler Selbstbeherrschung (und der noch ausstehenden Probe des zweiten Jahrgangs), habe ich darauf verzichtet alles zu trinken und am Folge4tag nochmal nachverkostet.

Am nächsten Tag wirkt der Wein tatsächlich noch etwas kühler als am ersten Tag. Die Aromen, die jetzt am auffälligsten sind würde ich eher als Leder, Erde, Zigarrenkiste beschreiben. Erst danach kommen die fruchtigen Nuancen.

Kanonkop selber bewertet den Jahrgang 2016 in Südafrika nur mit 3 Sternen. Zum Vergleich: 2015 hatte volle 5 Sterne. Und wie bereits erwähnt auch 100 Punkte für den Wein Paul Sauer 2015.

Kanonkop - Paul Sauer (2017)

Die Cuvée ist deutlich anders als im vorherigen Jahrgang. Diesmal besteht der Wein aus: 
  • 76 % Cabernet Sauvignon
  • 17 % Cabernet Franc
  • 7 % Merlot
Im Glas würde ich ihn etwas dunkler als den Jahrgang 2016 einschätzen. Ansonsten erscheint er ebenfalls wieder granatrot mit violetten Reflexen.


Der Duft wirkt in der Nase zunächst nicht ganz so vielschichtig wie 2016. Weniger Würze, aber etwas mehr satte und volle Frucht. Vor allem Beeren, Pflaume, aber auch Holz und vielleicht doch auch wieder etwas milderer Pfeffer.

Am Gaumen zeigt er direkt wieder dieses Fülle. Geschmacklich ist er aber dann doch (im Vergleich zum Jahrgang 2016) eher etwas verhalten. Er entfaltet noch nicht so völlig dieses Volumen und diese Spannung wie der Jahrgang 2016. Wie auch schon der Vorgänger, geht dieser Wein ebenfalls nicht in die Breite. 

Die Tannine sind hier noch deutlicher merkbar, eine leichte Adstringenz ist zu spüren. 

Am Gaumen kann ich die erschnupperten Aromen wiedererkennen. Ggf. kommt hier zusätzlich noch etwas Kakao dazu. Außerdem habe ich nach ein paar Minuten das Gefühl, dass auch noch etwas Leder und ggf. auch Tabak dabei ist. Dieses Gefühl hatte ich beim Jahrgang 2016 nicht so stark.

Dieser Wein braucht vermutlich grade noch etwas Luft. Dies würde sich auch mit den Angaben auf dem Etikett decken.

Am zweiten Tag blüht er zwar etwas auf, aber im Vergleich zum Jahrgang 2016 ist alles eher etwas verhaltener. Ebenfalls kühl im Antrunk.

Kanonkop bewertet den Jahrgang 2017 mit 4,5 Sternen und damit nur knapp hinter dem Top-Jahrgang 2015. Außerdem sollte er tatsächlich, den Angaben auf der Flaschenrückseite zur Folge, noch etwas liegen. Er hat wohl grade erst den Schock aus der Flaschenabfüllung überwunden.


Ein direkter Vergleich der beiden Weine fällt ist irgendwie sehr schwierig, da beide in einem anderen Entwicklungs- und Trinkstadium sind. Zum sofort trinken würde ich tatsächlich den Jahrgang 2016 bevorzugen. Aber vielleicht hat 2017 ja etwas mehr an Perspektive? Gute Frage...

Sollte ich vielleicht zu gegebener Zeit nochmals probieren. 




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