Sonntag, 13. September 2020

Das große Chardonnay Tasting (3/3)

Soooo.... aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Nachdem ich Chardonnay aus Rheinhessen und der Pfalz versucht habe, geht es nun mal etwas weiter Richtung Süden. 


Das Weinbaugebiet Baden wartet noch auf einen kleinen Test. 


Und als kleine Zugabe, habe ich mal über die Landesgrenzen geschaut und mir mal zwei Vertreter aus noch weiter im Süden liegenden Gegenden gegönnt. Mal schauen, ob diese sich von der bisherigen Machart der verschiedenen deutschen Chardonnay unterscheiden. Los gehts!

Fangen wir doch einfach mal im Markgräflerland an. Dort residiert u. a. das Weingut Zotz. Den folgenden Wein hatte ich mal nach einer Weinprobe in einer lokalen Weinhandlung mitgenommen. Fand ich damals ne runde Sache. Mal schauen, ob der Wein auch einem intensiveren Test standhält.



Zotz - Maltesergarten Chardonnay 500 (2017)


Die Reben für diesen Wein stehen im Heitersheimer Maltesergarten. Es handelt sich in der Regel um tiefgründige Lösslehmböden mit hohem Kalkanteil. Das Anbaugebiet liegt im Süden und besitzt daher viele Sonnenstunden. Kühlend wirken in den Nächten die Winde aus dem Hochschwarzwald.


Die Trauben wurden per Hand gelesen. Der Ausbau (Vollhefe) erfolgt über neun Monate im 500 Liter Tonneau. 


Im Glas ist er goldgelb und zeigt leicht grüne Reflexe. 


In der Nase nehme ich eine angenehme (nur leichte!) Vanille Note vom Holz wahr. Der Wein riecht schon saftig saftig und irgendwie gelb. Mir kommt es vor, als wäre auch ein Hauch Banane mit dabei.


Am Gaumen zeigt er für meine Begriffe eine schöne Konsistenz. Er ist leicht cremig. Die Frucht ist auch hier sehr zurückhaltend. Weiterhin finde ich , dass er eine angenehme frische Säure besitzt, die genau das richtige Maß an Pep dazu bringt. Ggf. ist auch eine leichte Mineralität wahrnehmbar. Hier bin ich aber immer am hin- und her überlegen gewesen. Grundsätzlich erinnert mich dieser schluck aber eher an Kreide und damit Kalkboden. Den Nachhall würde ich als mittel deklarieren. Er weist keine überbetonende Komplexität auf, dafür trinkt er sich einfach gut weg. Ein großer Schluck so oder auch zum essen. Schön gemacht. Eine runde Sache. 



Ziereisen - Hard (2016)


Die Reben für diesen Chardonnay sind auf Jurakalk mit Lössauflage gewachsen und wurden 1996 gepflanzt. Der Wein wurde spontanvergoren und bekam eine Maischestandzeit. Er hatte 22 Monate Reifezeit auf der Hefe. Verwendet wurden 15 % neues Barrique, 85 % gebrauchtes Barrique. Wie (ich glaube zumindest) alle Weine von Ziereisen ist dieser "nur" als Landwein deklariert. Eine Besonderheit des Weinguts, die ihm bei der Herstellung etwas mehr Freiheiten ermöglicht.

Der Wein ist goldgelb im Glas. Man bemerkt auch eine leichte Trübung, die daraus resultiert, dass dieser Wein infiltriert abgefüllt wurde. Am Glas zieht er beim Schwenken dicke Schlieren. Er ist also extraktreich.


Sofort nach dem Öffnen sind fruchtige Aromen wahrnehmbar. Ich erkenne Birne und auch auch orangene Früchte wie beispielsweise Aprikose. Auch macht sich ein leichter Touch von Vanille bemerkbar. Eventuell könnte noch  Feuerstein dabei sein. Zu einem späteren Zeitpunk kommen Zitrusnoten und ggf. auch noch grüne Aromen dazu.


Schon beim ersten Schluck ist er füllig und dicht. Der Wein zeigt einen schönen Schmelz. Die Säure ist frisch, präsent und kleidet den Gaumen aus, überlässt dabei aber den anderen Komponenten dann gleich wieder das Feld. Hat Power und Volumen. Bleibt lange. 

Als Besonderheit finde ich, dass die Säure beim ersten Kontakt auf der Zunge leicht bizzelt. Später ist dieses Phänomen verschwunden.. 


Der Wein entwickelt und verändert sich noch mit jedem weiteren Schluck. Ich nehme ihn als komplex und spannend wahr.


Vom Eindruck her würde ich sage, dass er irgendwie eine ganz andere Stilrichtung als alle anderen bisher verkosteten Chardonnay zeigt. Ich könnte ihn aktuell nur schwierig mit einem anderen direkt vergleichen. Ich finde diesen Wein aber sehr interessant und auch die "Andersartigkeit" macht ihn besonders. Es wäre bestimmt spannend hier die weitere Entwicklung über die kommenden Jahre zu verfolgen. 


Nach fünf Tagen im Kühlschrank habe ich den Rest davon erneut probiert. Er ist insgesamt runder und weicher geworden. Gefällt er mir jetzt vielleicht sogar besser? Hmm.. Ich weiß es nicht. Aber die Frische und die Frucht sind noch immer präsent. Der Wein lässt sich in diesem Stadium nich gut genießen.


Technische Analysewerte:

3,1 g/l Restzucker.

Parker hatte für diesen Wein 93 Punkte vergeben.


Bernhard Huber - Chardonnay Alte Reben (2017) 


Leider konnte ich über diesen Wein trotz intensiver Recherche nicht ganz so viele Hintergrundinformationen
zusammentragen. Falls dort jemand noch Ergänzungen hat, dann lasst mir diese gerne mal zukommen.


Der Wein wurde spontan vergoren. Es findet keine Bâtonnage statt. Dadurch soll mehr Kühle und Präzision erreicht werden. Es wird wohl nur ca. 1/3 neues Holz verwendet. Nach dem Ausbau im Holz kommt der Wein offenbar auch nochmal in den Stahltank, bevor er in die Flasche wandert.


Die Farbe im Glas ist irgendwie ein grüngelb. 


In der Nase steigt mir ein filigraner und feiner Duft entgegen. Allerdings zeigt der Wein direkt nach dem öffnen noch nicht sehr viel, nach und nach wird es etwas mehr. 

Beim Geruch ist irgendwie etwas weißes, grünes und gelbes mit dabei. Es fällt mir recht schwer hier Zuordnungen oder präzisere Beschreibungen zu treffen.

 

Beim ersten Schluck ist er kühl und präzise im Antrunk. Am Gaumen kommt von den Früchten die Zitrone direkt zum Vorschein. Auch die mehr als frische Säure erinnert an Zitrus und lässt mich bei den ersten Schlücken die Mundwinkel zusammenziehen. Beim längeren schmecken meine ich einen angenehmen leichten Touch Vanille hintenraus erkannt zu haben. Der Nachhall ist mind. mittel, vermutlich auch noch etwas länger.


Irgendwie spannend. Den Wein muss ich mir noch etwas erarbeiten. Er hat definitiv Anspruch, verlangt aber trotzdem nach einem zweiten Glas. Finde ich wirklich sehr spannend und interessant. Muss man sich mit beschäftigen.


Nach vier Tagen offen im Kühlschrank nochmal probiert. Der Wein ist noch immer frisch und spritzig. Die "Holznoten" sind nur noch sehr subtil wahrnehmbar, wohingegen die Säure immer noch präsent ist. Kann man auch jetzt noch hervorragend trinken. Ist er jetzt vielleicht sogar besser? Gute Frage. Ich weiß es gar nicht. Aber auf jeden Fall hat er sich etwas verändert



Glen Carlou - Chardonnay 2019


Die Beeren für diesen Chardonnay kommen aus zehn verschiedenen Lagen. Jedes Jahr werden bis zu 15 verschiedene Lagen für die Herstellung dieses Weins ausgewählt. Die Beeren werden mittels Handlese über drei Wochen geerntet. 

Der Ausbau findet über 10 Monate in französischer Eiche statt. Dabei wird jew. 1/4 des Holzes als 1., 2., 3., 4. Belegung genutzt. Die Fässer werden vor dem Toasting mit einer speziellen Methode (water-bending method) behandelt um ein sanfteres Mundgefühl zu erzeugen.

Im Glas ist er strohgelb. Das Holz macht sich angenehm in der Nase bemerkbar. Fruchtige Aromen kommen mir entgegen: Apfel, Banane, Birne, ggf. ist auch noch ein Hauch Zitrus mit dabei.

Am Gaumen kommt in der Mitte ein Hauch Karamell (Süße). Dies ist wohl eine Besonderheit dieses Weins, aber ich finde man schmeckt es wirklich schön raus. Auch dieser Wein hat ein schönes, cremiges Mundgefühl.
Die Säure würde ich als mild bezeichnen. Das Holz ist gut balanciert. Darüber hinaus bringt er etwas mehr Restsüße als die anderen mit. Die harmoniert aber sehr angenehm mit diesem Wein. Dieser Chardonnay ist nicht so auf Mineralität und Säure getrimmt, wie einige der deutschen Vertreter. Er ist eher wärmer und sanfter im Mundgefühl. Gedanklich passt das natürlich auch zum wärmeren südafrikanischen Klima.

Hat definitiv auch Trinkfluss und trinkt sich dementsprechend in großen Zügen weg. Das Preis-/ Leistungsverhältnis (sofern man bei Wein darüber sprechen darf. Hier scheiden sich ja die Geister) finde ich gut. Würde ich tatsächlich sofort nochmal trinken.  

Technische Analysewerte:

Restzucker: 2,8 g/l.
Säure: 6,1 g/l.
Alkohol: 13,5 %.


Planeta - Chardonnay 2017


Der Anbau der Reben für diesen Chardonnay erfolgt rund um Menfi (DOC Menfi) auf Sizilien, Weingut Ulmo. Die Reben stehen auf kalkhaltigen Böden mit einer Auflage aus Kieselsteinen und liegen auf einer Höhe von ca. 250 bis 415 Meter. Der Ausbau erfolgt im Barrique für einen Zeitraum von 11 Monaten. Dabei wird 50 % neues Holz und 50 % gebrauchtes Holz mit Zweit- und Drittbelegung verwendet. Es findet alle 10 Tage eine Bâtonnage statt.

Etwas dunkleres goldgelb im Glas. Im Gegensatz zu einigen anderen Chardonnays meine ich hier keine grünlichen Reflexe erkennen zu können. 
Aromatischer Duft. Natürlich ist das Holz sofort zu erschnuppen. Geruch von reifen, saftigen gelb-orangen Früchten. Etwas nussiges.

Zuerst fällt mir das angenehme Mundgefühl und ein schöner Schmelz auf. Gut eingebundene frische Säure. Das Holz dominiert keinesfalls, begleitet sehr schön und sorgt vermutlich auch für die Fülle und den Körper. Die Aromen bestätigen sich. Ggf. Aprikose. Den Nachhall nur als mittel einzuordnen wird ihm eigentlich nicht gerecht. Er bleibt wirklich lange am Gaumen haften. Trinkt sich schnell weg. 

Der Wein sollte ohne Probleme noch ein paar Jahre liegen können. Das Weingut gibt eine Lagerfähigkeit von 8 bis 10 Jahren an.

Technische Analysewerte:
 
Säure: 5,7 g/l.
Alkohol: 14 %


Lt. Parker ist das Jahr 2017 im Vergleich zu den anderen Jahrgängen seit 2015 offenbar eher schwächer. Parker (Monica Larner) vergibt für diesen Wein "nur" 92 Punkte. Die anderen Jahrgänge seit 2015 haben mehr. James Suckling vergibt übrigens 93 Punkte und Falstaff 94 Punkte.

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