Sonntag, 7. Oktober 2018

Wein auf Sardinien (1/2) - Besuch des Weinguts Tenute Olbios


Andere Länder, andere Sitten. Oder in diesem Fall: Andere Länder, andere Weine.

Da mich mittlerweile die Vorliebe für (guten) Wein ziemlich gepackt hat, geht es auch im Urlaub nicht so ganz ohne. Und es lohnt sich doch immer mal einen Blick auf die (manchmal auch unbekannten) landestypischen Spezialitäten zu werfen, die man ansonsten nicht ganz so oft ins Glas bekommt. Auch gibt es immer mal wieder Rebsorte, die nur in einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region angebaut werden. Diese Sorten werden als autochthone Rebsorten bezeichnet: Sie wachsen dort, wo sie ursprünglich herkommen.

In diesem Jahr ging es für mich nach Sardinien und da durfte natürlich der Besuch eines Weinguts nicht fehlen.
Wein aus Sardinien ist relativ unbekannt, wenn man nicht selber schonmal urlaubs- oder zufallsbedingt damit in Berührung gekommen ist. Die wichtigsten Rebsorten sind Vermentino für den Weißwein und Cannonau für den Rotwein. Schonmal davon gehört? Nein? Dann einfach weiterlesen 😉




Sardinien wird häufig mit Vermentino in Verbindung gebracht, welcher insbesondere auch dort angebaut wird. Aber auch auf Korsika oder in der Toskana, Ligurien und dem Piemont ist die Rebsorte nicht unbekannt.

Die Besonderheit des Vermentino auf Sardinien ist, dass diese Rebsorte als einzige Rebsorte auf Sardinien die Einstufung als DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita . also nicht nur kontrolliert, sondern auch garantiert, während die Stufe darunter -DOC- nur kontrolliert aber nicht garantiert ist 😀), also der höchsten Qualitätsstufe im italienischen Weinrecht, erhalten hat. Daher gibt es den Vermentino di Gallura (als DOCG Stufe) in den Anbaugebieten im Nordosten der Insel. Ansonsten wird er als Vermentino de Sardegna verkauft.

Was ist ansonsten noch kennzeichnend für den Vermentino?

Meistens sind es vollmundige Weißweine mit einer frischen Säure, die trotz eines üblicherweise eher hohen Alkoholgehalts doch einfach und gut trinkbar daherkommen. Wer noch mehr über die Besonderheiten des sardischen Weins oder der Rebsorten wissen will, findet bei wein-welten einen tollen Bericht.

Aber nun geht es endlich los, denn ich wollte mir ja einfach mal einen eigenen Eindruck direkt vor Ort davon verschaffen. Also mal eine Weinprobe reserviert und direkt zum Winzer gefahren.

Besuch des Weinguts Tenute Olbios

Auf Sardinien ist es üblich, dass man bei vielen Winzern vorher einen Termin für eine Weinprobe macht, die dann auch bezahlt wird. Häufig wird ein kleiner oder auch ein großer Snack dazu gereicht.
In meinem Fall habe ich mich für einen kleinen Snack aus Salami, Speck und verschiedenen Pecorino Sorten (natürlich auch mit Brot und Wasser) entschieden und für die Weinprobe mit kleiner Kellerführung, drei Weinen und Häppchen 15 EUR bezahlt.

Das Weingut Tenute Olbios liegt im Nordosten der Insel, nahe der Hauptstadt Olbia. Es werden ca. 609 Hektar bewirtschaftet. Die Eigentümerin des Weinguts, Daniela Pinna, ist gleichfalls Vorsitzende eines Komitees, was die Vermarktung des sardischen Vermentino di Gallura fördert. Sie hat das Weingut von den Eltern übernommen. Ihr Großvater hat vor etwa drei Jahrzehnten dort mit dem Weinbau begonnen.Die bestellten Böden bestehen aus Granitzerfall.

Nach einer kurzen Begrüßung wurde mit Blick auf die angrenzenden Weinreben kurz das Weingut präsentiert, bevor es dann in den Keller ging.

Neben den roten und weißen Weinen, stellt das Weingut auch Sekte nach traditioneller Flaschengärmethode her. Darüber hinaus werden Barrique Fässer für den Ausbau genutzt. Sofern ich es noch richtig in Erinnerung habe wird der Vermentino jedoch nicht spontan vergoren.

Nach den ersten Eindrücken im Keller ging es dann auch hoch in die Probierstube, wo zwischenzeitlich angerichtet wurde (sieht doch echt nett aus, oder?). Und die Häppchen waren natürlich sehr lecker. Übrigens das sardische Brot, das Pane Carasau, ist eine ganz tolle Knabberei.


Los ging es mit dem ersten Wein, einem Rosé:

Tenute Olbios - Cavè (2017)



Eine schöne dunkle Farbe, die daraus resultiert, dass die Maische noch eine Nacht steht. Durch den längeren Kontakt mit der Traubenhaut werden mehr Farbpartikel abgegeben. Der Wein ist auch trotz des Alkoholgehalts von 13 % gut trinkbar. Er wirkt leichter. Dezente Fruchtaromen sind wahrnehmbar. Eher leichter Wein. Blend aus verschiedenen Trauben. Der Schwerpunkt ist Cannonau. 


Tenute Olbios - Lupus in Fabula (2017)

Der Wolf in der Fabel? So in etwa lautet zumindest die Übersetzung des Namens. Hätte ja eigentlich auch mal nach der Bedeutung fragen können. 

Ein sehr schöner und gut gemachter Vermentino. Der Ausbau erfolgt über 9 Monate. 13,5 % Alkohol fallen gar nicht auf. Schön leicht und gut trinkbar. Angeblich ganz leichte Mineralität, war aber nicht so eindeutig zu erkennen. Noten von Birne und weißer Melone. Im Nachhall war noch irgendeine dunkle Note, die ich aber ab dem zweiten Schluck nicht mehr so präsent wahrgenommen hatte. Aber lt. der obigen Beschreibung sind Vermentino häufig eher etwas bitterer vom Geschmacksbild. Dies müsste einer der besseren Vermentino aus Sardinien sein (Ja, ich gebe es zu. Habe vorher im Urlaub schonmal das eine oder andere Glas genascht 😊).
Luca Maroni testierte dem Wein wohl, dass man gar nicht anders kann als seine elegante und vollmundige Überzeugungskraft mit allen Sinnen zu spüren. Soso....


Tenute Olbios - Cangrande (2015)


Dieser Wein ist ein Cuvee mit einem Anteil von 30 % Cannonau. Diese Rebsorte, so wurde es erklärt, ist wohl dem Grenache ähnlich. Der erste Schluck wirkte eher etwas kühl und säuerlich. Eher leichter und dünner, keine Kraftbombe wie so mancher Bordeaux. Auch die Farbe ist eher etwas heller. Liegt wohl daran, dass auch bei der üblichen Sommerhitze dieser Wein noch gut trinkbar sein soll.













Insgesamt sind die Weine gut trinkbar. Beim Rotwein fehlt mir persönlich etwas die Kraft und Fülle oder eine subtile Eleganz. Beim Essen hatte ich während des Urlaubs daher oft zu den einfachen Hausweinen gegriffen, die aber ganz gut zu sardischem Essen passten.
Der verkostete Vermentino war vermutlich einer der besseren. Mich persönlich hat jedoch der Preis von 16,50 EUR pro Flasche davon abgehalten nochmal nach zu probieren. Der Besuch beim Weingut war jedoch sehr nett und auf jeden Fall interessant. Neben dem Einblick in die Weinbergs- und Kellerarbeit boten sich unter fachkundiger Anleitung erste Berührungspunkte mit nicht ganz alltäglichen Rebsorten. Auch der Preis von 15,- EUR für die Verkostung empfand ich durchaus als OK.

Nette Anekdote am Rande: Im Gegensatz zum grandiosen Sommer 2018 in Deutschland (und den damit einhergehenden hohen Erwartungen an den Wein Jahrgang), lief es auf Sardinien dieses Jahr gar nicht rund. Sehr viel Regen und lt. den Mitarbeitern in meinem Hotel "der schlechteste Sommer seit 30 Jahren". 

Aber irgendwie hat mich der Besuch jetzt neugierig auf ein zweites Weingut gemacht.....


















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