Sonntag, 5. April 2020

Schonmal Garnacha getrunken?

Prinzipiell bin ich auch sehr gerne mal mit spanischen Weinen unterwegs. Ist ja schließlich auch (zumindest nach Rebfläche) das größte Weinbaugebiet der Welt. Und als damals Louis van Gaal noch Trainer bei Bayern München war, erwähnte er mehrfach, dass er Weine aus Rioja sehr gerne trinken würde. Naja... Irgendwie bin ich auch mit Rioja gestartet und dort hängen geblieben. 

In Spanien gibt es aber noch deutlich mehr zu entdecken. Deshalb habe ich mich mal auf Entdeckungsreise begeben und mir mal drei Vertreter eines reinsortigen Garnacha gegönnt. Aber lest selbst....



Campo de Borja ist eine eigene DO (Denominación de Origen) und liegt im nordöstlichen Teil Spaniens, unterhalb vom Weinbaugebiet Rioja. Westlich in der Provinz Saragossa.

Das Klima ist von sehr heißen und trockenen Sommern, aber auch von kalten Wintern geprägt. Garnacha ist dort die Hauptrebsorte. Es existieren viele ältere Rebbestände. Aufgrund der Hitze, ist der Anbau in höheren Lagen oftmals von Vorteil.

Der El Moncayo spielt eine besondere Rolle für das Klima in der Region, da dies der höchste Berg in der iberischen Bergkette ist (ca. 2.315 m hoch). 

Die Böden sind zumeist eher steinig und karg. Es findet sich auch etwas Kalkstein, Quarzit und Schiefer.

Kennzeichnend für die Weine aus der Rebsorte Garnacha ist meistens eine fruchtige Opulenz. Zumeist handelt Essich um konzentrierte Weine. Dies geht klimabedingt (zumindest bei meinen drei Versuchsweinen und auch soweit ich weiß) häufig mit vergleichsweise hohem Alkoholgehalt einher. Spannend ist auch, dass die Weine trotz des hohen Extrakts und Alkohol nicht so dicht und füllig im Glas aussehen, wie man vielleicht erwarten würde. Das liegt in der Rebsorte begründet, da die Beeren eher wenig Tannen aufweisen.
In Frankreich ist Garnacha als Grenache bekannt. Auf Sardinien nennt man die Rebsorte Cannonau.

Aber genug der Vorrede. Es wird Zeit zum trinken.... ääh.. probieren.



Bodegas Alto Moncayo

Die ersten beiden Weine kommen von der Bodegas Alto Moncayo. Hier handelt es sich um ein eher jüngeres Weingut, welches erst 2002 gegründet wurde. Die zumeist älteren Reben werden in Buscherziehung gepflegt.

Es gibt drei Weine (Aquilon, Alto Moncayo, Veraton) wovon ich die beiden letztgenannten probiert habe. Hierbei handelt es sich quasi um den kleinen und den großen Bruder.

Bekannt geworden ist das Weingut spätestens als es für die Jahrgänge 2007 und 2009 des Alto Moncayo 100 Punkte von Robert Parker erhalten hatte.

Los gehts nun mit dem ersten Wein.


Alto Moncayo - Veraton (2016)

Wie bereits erwähnt kommt der Wein aus dem Gebiet Campo de Borja. Gewachsen sind die alten Reben (ca. 30 - 50 Jahre) auf steinigen Böden. Es handelt sich um einen Wein aus 100 % Garnacha. Er reift 16 Monate im Fass. 

Mit dem Auge erkenne ich ein dunkles rubinrot mit schwarzem Kern und violetten Reflexen. Beim Schwenken hinterlässt er sehr dicke Schlieren, ist also äußerst extraktreich. 

In der Nase kommen mir dunkle, reife Beeren entgegen. Dazu kommt  Rumtopf, Vanille. Auch ein leichter Touch von roter frischer Frucht (sind es Himbeeren?) schwingt mit.  

Der Wein ist füllig und voluminös. Eindeutig opulent. Er hat durchaus etwas balsamisches, ätherische Kräuter und bringt ein samtiges Mundgefühl mit. Meiner Einschätzung nach ist die Säure zurückhaltend aber frisch. Am Gaumen bemerke ich eine leichte Adstringenz. Der Schluck Wein bleibt lange im Mund, daher langer Nachhall. Trotz hohem Alkoholgehalt ist er aber gut trinkbar und eher weich. Luft tut ihm gut. 

Ich habe die angefangene Flasche mal fünf Tage stehen lassen. Jetzt ist er etwas runder und sanfter, aber immer noch voluminös und opulent. Die Wartezeit hat ihm eher gut getan. Aktuell gefällt er mir vermutlich noch etwas besser als direkt nach dem öffnen. 

Die Profis haben übrigens folgende Punkte vergeben:
James Suckling und Guía Peñín: jeweils 94 Punkte


Alto Moncayo - Alto Moncayo (2016)

Wieder ein Wein aus dem Gebiet Campo de Borja. Ähnlich wie der Veraton, sind auch diese Reben auf steinigen Böden gewachsen. Die Reben sind jedoch mit ca. 40 - 70 Jahren deutlich älter. Es handelt sich auch hier um einen Wein aus 100 % Garnacha. Er reift auch etwas länger in neuen Fässern, 20 Monate.

Im Glas zeigt sich ein dunkles Rubinrot mit mehr violetten Reflexen als der Veraton. Er wirkt etwas dichter und zeigt ebenfalls dicke Schlieren, also äußerst extraktreich. 

Auch die Aromatik in der Nase ist etwas anders. Der Wein riecht frischer. Die schwarze Frucht überwiegt. Auch zeigt er Röstaromen. Vorhanden sind ebenfalls balsamische Noten. Ich meine auch etwas Kokosnuss (vom amerikanischen Holz) zu erkennen. Insgesamt nehme ich einen höheren Anteil an roten Früchten wahr.

Am Gaumen ist er mundfüllend und opulent. Dennoch bringt er auch etwas Frische mit. Die Säure nehme ich als frische aber gut eingebunden wahr. Er besitzt zu diesem Zeitpunkt weniger Samtigkeit als der Veraton und geht nicht so sehr in Richtung Rumtopf wie der Veraton. 
Ich schmecke etwas Kakao, ggf. auch eine leichte Kaffeenote. Bringt Fruchtsüsse mit (oder kommt dieser Eindruck durch den Alkohol zu Stande?). Ebenfalls besitzt er einen langen Nachhall. Trotz hohem Alkohol ist er sehr gut trinkbar und eher weich. 

Eine Vermutung stelle ich grade an. Kann es sein, dass der viele Alkohol einen großen Körper suggeriert, dieser aber eigentlich in Wirklichkeit gar nicht soooooo voluminös ist und nur durch den Alkohol sensorisch so wahrgenommen wird? Weiß das jemand?

Auch diese angebrochene Flasche habe ich mal fünf Tage stehen lassen. Die Wartezeit hat auch dieser Variante gut getan. Alles wirkt harmonischer und kompakter. Aktuell besitzt dieser dann noch einen Tick mehr Samtigkeit und Adstringenz als der Veraton zum gleichen Zeitpunkt. 

Für diesen Jahrgang konnte ich aktuell nur die Bewertung von Guía Peñín finden: 95 Punkte.


Tres Picos - Garnacha (2017)

Das Weingut hinter diesem Wein ist die Bodegas Borsao. Wenn ich richtig informiert bin, dann handelt es sich hierbei um eine Genossenschaft. Diesen Wein hatte ich mal als Empfehlung zugerufen bekommen. Da er so gut zu dem aktuellen Vergleich passte, hatte ich direkt noch geordert.

Das Weingut verwendet alte Grenache Reben (35-60 Jahre) aus dem Moncayo Gebirge aus einer Höhe von 600-700 Meter. Es wird nochmal drauf hingewiesen  dass es sich um ein kontinentales Klima mit wenig Regen handelt. 
Der Anbau erfolgt ertragsreduziert bei 2 Tonnen / „acre“ (in der direkten Übersetzung = Morgen (1/4 bis 1/2 Hektar)). Gewachsen sind die Reben ebenfalls auf steinigen Böden mit Kalkstein. Im Weinkeller erfolgt eine temperaturkontrollierte Gärung im Edelstahl-Tank (25 - 30 Grad Celsius) und 5 Monate Reifung im Eichenholz (französische Eiche). 

Der Farbton ist wieder ähnlich wie bei den beiden anderen Weinen: Rubinrot mit dunklem Kern, aber trotz der dunklen Farbe noch eher transparent als dicht. Ebenfalls machen sich violette Reflexe bemerkbar. Dieser ist wahrscheinlich der transparenteste der Dreien. 

Die Aromatik in der Nase weicht von den beiden Vorherigen etwas ab. Etwas heller und nicht ganz so dunkel, wie die beiden Vorherigen. 
Ein höherer Anteil an roten Beeren ist dabei. Außerdem noch Kirsche. Kräuterwürze. Pflaumen. Ich nehme ebenfalls einen leichten Touch von Vanille wahr. Sind da vielleicht auch Heidelbeeren dabei? 
Zu Beginn hatte ich den Eindruck, dass auch etwas florales mitkommt. Beim zweiten Schluck, kam mir das jedoch nicht mehr direkt in den Kopf. 

Der Wein wirkt nicht ganz so sehr in Richtung Kompott wie die anderen beiden. Etwas frischer und nicht ganz so intensiv und schwer, obwohl auch hier 15 % Alkohol mit im Spiel sind. Hat Fülle und Opulenz, die anderen Beiden von Alto Moncayo gehen aber noch viel stärker in diese Richtung und bringen noch viel mehr mit. 
Dadurch bringt dieser Wein trotz dem hohen Alkoholgehalt mehr Trinkfluss mit. 

Er kann gerne etwas wärmer getrunken werden. Lt. Empfehlung bei ca. 17 Grad Celsius. 

Nach drei Tagen habe ich nochmal probiert. Die Kakaonote kommt dann viel mehr raus. Und es ist eindeutig viel Lakritze dabei.

Hier geben die Profis die folgende Bewertung:
92 Punkte James Suckling. 17,5 Jancis Robinson. 91 Punkte Guía Peñín. 


Fazit

Der Veraton ist unter Beachtung des Preises schon sehr gut. Man bekommt einen guten Eindruck, was möglich ist und wo die Reise hingehen kann. Wenn man geduldig ist und etwas Luft gibt, dann wird man belohnt. Ruhig aufmachen, warten und damit den Genuss vergrößern. Habe von den den Beiden des Weinguts Alto Moncayo noch jeweils eine Flasche und würde mal so in 2-3 Jahren erneut einen Versuch wagen und mal schauen, wie sich das Ganze so entwickelt hat. 

Direkt nach dem Öffnen, hatte mir der Alto Moncayo Garnacha besser gefallen, als der Veraton. Da er doch ein wenig vielschichtiger war. Nach den fünf Tagen, fand ich den Veraton eigentlich genau richtig. Der Alto Moncayo Garnacha hatte gefühlt weniger an Entwicklung hinter sich, als der Veraton. 

Dann kam jedoch der Tres Picos dazu. Der hatte nicht die volle Opulenz und Konzentriertheit der anderen beiden, brachte aber trotz des hohen Alkoholgehalt mehr Trinkfluss mit. 

Aber was hilft das ganze analysieren... Einfach mal selber schmecken lassen und entdecken. Zum Wohl!

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