Sonntag, 28. Oktober 2018

Tasting: Eine Rebsorte - Drei Länder. Der Sauvignon Blanc Contest

Sauvignon Blanc Contest 2018

So langsam lässt sich der Frühling dann doch endlich mal blicken. Und kaum wird es wieder etwas wärmer und sonniger, dann steigt bei mir auch gleich die Lust auf einen schönen, frischen Weißwein. 



Diesmal dachte ich mir, greife ich mal zu einem, den ich sonst eher selten trinke - einem Sauvignon Blanc. Aber die große Frage war dann: Welchen wähle ich nur? Eigentlich ist es ja auch egal. Sauvignon Blanc ist doch Sauvignon Blanc. Also irgendwie immer dasselbe. Oder nicht?






Um der Frage ein wenig auf die Spur zu gehen, habe ich mich mal auf die Suche nach ein paar Empfehlungen gemacht. Und naja... was soll ich sagen: Wieso nicht einfach mal gleich drei verschiedene Länder austesten und dann auch nochmal in verschiedenen Preiskategorien zugreifen. Das klingt doch nach einem ganz spannenden Experiment... und bei drei Flaschen auch nach einem sehr feuchtfröhlichen Abend. :-)

Also nichts wie ran an die drei „Versuchskaninchen“... äh... Weinchen. Im heutigen Duell treten die folgenden Weine gegeneinander an:


1. Cloudy Bay - Sauvignon Blanc (Neuseeland, Marlborough (2017)) 


Cloudy Bay
Den Namen Cloudy Bay habe ich schon häufiger mal irgendwo gelesen oder auch gesehen. Kein Wunder, denn er gilt irgendwie als Kult Wein, bzw. Kult Sauvignon Blanc. Er steht im Ruf die Benchmark für einen exzellenten Weißwein gelegt zu haben. In der Fachpresse wurden sehr gute Noten, auch für andere Jahrgänge, vergeben (aktuell: 90 Parker Punkte für den Jahrgang 2017, vergeben von Joe Czerwinski).
Darüber hinaus hat dieser Wein maßgeblich dazu beigetragen der Region Marlborough einen herausragenden Ruf zu verschaffen. 

NZ-Cloudy BAchja: Und Cloudy Bay ist hier der Name des eigentlich noch recht jungen Weinguts. 1985 war David Cohnen, der Gründer von Cloudy Bay, einer der fünf ersten Winzer in Marlborough (Neuseeland), die sich zwischenzeitlich zu einer gefragten Region entwickelt hat. Bei eher kühlerem und mildem, mediterranem Klima herrschen hier hervorragende Bedingungen für den Weinbau. Aktuell werden ca. 250 Hektar bewirtschaftet. 

Vermutlich ist der große Erfolg des Weines dafür verantwortlich, dass sich der französische Luxusgüterkonzern LVMH in 2003 am Weingut beteiligt hat. 

Beim Sauvignon Blanc von Cloudy Bay handelt es sich um eine Assemblage. D. h. die Trauben kommen nicht nur von einem Weinberg, sondern von verschiedenen Lagen. Die Trauben aus den Weinbergen am Wairau Valley sollen die intensiven Geschmacksnoten einbringen, während die südlicheren Lagen Eleganz und Finesse hinzufügen. Der Ausbau erfolgt vorwiegend im Stahltanks. Nur ein kleiner Anteil reift auch in Holzfässern (Barrique und große Fässer) aus französischer Eiche. Zur Gärung werden natürliche Hefen, aber auch Reinzuchthefen verwendet. 

Noch ein interessanter Nebenaspekt: Die Lese für den Jahrgang 2017 hat bereits vom 1. - 20. April 2017 stattgefunden. So früh? Ja klar... Man beachte die geografische Lage Neuseelands. 

Werfen wir noch schnell einen Blick auf die analytischen Daten:
  • 13 % Alkohol (nochmal prüfen)
  • 7,5 g Säure
  • 2,4 g Restzucker

Nach Angaben von Cloudy Bay kann der Wein wohl mindestens zehn Jahre im Keller gelagert werden. Und ich dachte immer ein Weißwein müsse am Besten zeitnah getrunken werden. 
Im Fachhandel aber auch im Internet ist er sehr gut erhältlich. Ich habe ihn in der Mittagspause bei Galeria Kaufhof für 24,90 EUR geholt. 


2. Markus Schneider - Kaitui (Deutschland, Pfalz (2017)) 

Markus Schneider - Kaitui
Vom Weingut Markus Schneider hatte ich bereits einen Rotwein verkostet. Dieser war eigentlich ganz lecker und hatte ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. Also nochmal zurück in die Galeria Kaufhof und siehe da: Der Sauvignon Blanc aus dem pfälzischen Ellerstadt hat es zum Preis von 11,99 EUR mit zu mir nach Hause und als deutscher Vertreter in den heutigen Contest geschafft.

Wie schon bei dem verkosteten Rotwein hat sich der Winzer Markus Schneider auch für diese Flasche einen speziellen (Marken-) Namen einfallen lassen: Kaitui heißt diese Variante. Kaitui ist jedoch kein Fantasiebegriff sondern steht in der Sprache der Ureinwohner Neuseelands (Maori) für den Beruf des Schneiders. Ob dies nicht ein Hinweis auf ein Faible für einen Sauvignon Blanc aus Neuseeland darstellt?
Schauen wir später mal, ob es hier Parallelen zu entdecken gibt.

Was gibt es ansonsten noch über den Wein zu wissen?

Für den Sauvignon Blanc aus dem Hause Schneider werden die Trauben in verschiedenen Reifephasen geerntet und später individuell zusammen gestellt. Die Reben wachsen auf eher kühleren Kalksteinböden in höheren Lagen. Diese speziellen Komponenten sollen dafür sorgen, dass er einen ganz speziellen Geschmack erhält. Die Vergärung erfolgt in Edelstahltanks.
Hört sich schon ein bisschen wie beim Cloudy Bay an. Auch hier gilt ein eher kühleres Klima als Erfolgsrezept.

Den einzigen analytischen Wert, den ich finden konnte ist die Angabe über den Alkoholgehalt: 12 %

Dafür habe ich noch eine nette Anekdote: Angeblich wurde dieser Wein bei einem Staatsdinner in Berlin sogar dem ehemaligen US Präsidenten Barack Obama serviert.


Domaine Octavie - Touraine Oisly
3. Domaine Octavie - Touraine Oisly Sauvignon (Frankreich, Touraine (2016)) 

Zu guter Letzt wartet noch der französische Vertreter auf eine nähere Begutachtung. Diese Flasche hatte ich mal bei Leons Weinhaus entdeckt und für den Preis von 7,90 EUR dachte ich mir, dass man da ja wohl nicht ganz so viel falsch machen könne.

Bei der Domaine Octavie (so heißt das Weingut) handelt es sich um ein seit 1885 existierendes familiengeführtes Weingut in Oisly, welches insgesamt etwa 30 Hektar bewirtschaftet. 


Oisly? Wo liegt das denn?


Da muss ich nun auch erstmal selber auf die Karte schauen. Also: Oisly ist eine kleine Gemeinde mit etwa 370 Einwohnern in der Region Centre-Val de Loire. Also befinden wir uns im Weinbaugebiet der Loire. Den Begriff habe ich zumindest schonmal gehört. Ein Teil des Loiretals wurde im Jahr 2000 zu, UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Ansonsten ist die Loire such ein bekanntes Weinbaugebiet im Norden Frankreichs.

Isabelle und Noë Rouballay führen das Weingut bereits in der fünften Generation und können auf diverse Auszeichnungen für ihre Weine in nationalen und internationalen Wettbewerben zurückblicken. Jährlich besuchen sie auch diverse Messen, u. a. die große und bekannte Messe ProWein in Düsseldorf.

Der Sauvignon Blanc wächst auf bekannten Parzellen in Touraine Oisly, dessen von Sand, Kies und Feuerstein geprägten Böden optimal für diese Trauben sind. Folgerichtig wird dort auch tatsächlich nur Sauvignon Blanc angebaut. Insgesamt sind in dem relativ kleinen Anbaugebiet mit ozeanischen und kontinentalen Einflüssen sieben Erzeuger tätig.

Wie bei den anderen beiden Weinen wird auch für diesen Sauvignon Blanc eine individuelle Zusammenstellung von Trauben vorgenommen. Pro Jahr werden etwa 15.000 Flaschen hiervon produziert.

Auch bei diesem Wein kann ich als einzigen analytischen Wert den Alkoholgehalt beisteuern: 13 %

Aber so langsam wird es auch mal Zeit loszulegen. Also erstmal alle Flaschen gut gekühlt aufgebaut und frisch geöffnet. Ich würde sagen: Die Weine warten nur darauf endlich verkostet zu werden. Los gehts.


Auge
Auf den ersten Blick wirken alle Weine gleich. Wenn ich sie nebeneinander stelle wirken sie alle strahlend und glänzend. Den Farbton würde ich mit einem hellen Goldhelm beschreiben. Beim genaueren Hinsehen könnte der Cloudy Bay einen Tick heller sein. Also wahrscheinlich dann einfach nur hellgelb. Beim Kaitui fällt auf, dass sich noch ein paar Bläschen Kohlensäure im Glas zeigen. Und schöne Kirchenfenster machen Sie beim schwenken auch alle.

Nase
Der Geruch macht direkt bei allen schon Lust darauf einen großen Schluck zu nehmen. Alle riechen sauber und fruchtig. Wobei die Intensität des Geruchs und die Fruchtigkeit beim Kaitui und dem Touraine Oisly gefühlt etwas stärker sind. Typisch für den Sauvignon Blanc sind die Noten von grüner Paprika. Diesen Geruch entdecke ich auch bei allen Dreien. Ein Hauch von irgendwas anderem grünen könnte auch noch mitschwingen.

Im übrigen, ein kleiner Tipp am Rande: Sauvignon Blanc schmeckt hervorragend zu Gerichten mit grüner Paprika oder grünem Spargel.

Bei Cloudy Bay nehme ich noch Stachelbeere und sowas wie... hmm.. vielleicht Birne wahr.
Auch beim Kaitui habe ich Stachelbeere in der Nase und... hm... weißer Pfirsich in der Nase. Hinzu kommen noch Noten von exotischen Früchten wie z. B. Passionsfrucht. Gefühlt geht dieser Wein etwas mehr in die Richtung oranger exotischer Früchte, die hier mehr im Vordergrund stehen als beim Touraine Oisly.

Aber Moment. Auch beim Cloudy Bay ist Pfirsich (oder Nektarine?) mit dabei. Und vielleicht noch..... Kiwi? Oder war das doch eher beim Kaitui? Lt. Weingut sollte noch Zitronengras dabei sein. Da muss ich nochmal drauf achten.

Mund
Endlich darf ich auch mal einen Schluck probieren. Alle drei sind eindeutig trockene Weine mit einer deutlichen mineralischen Note. Die Säure ist bei allen prägnant vorhanden und wird als schön frisch wahrgenommen. Beim Touraine Oisly empfinde ich sie am stärksten. Dort ist sie schon sehr rassig.

Apropos Säure. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich in der Vergangenheit eher weniger Sauvignon Blanc getrunken habe.
Meistens war mir die Säure irgendwie zuviel oder zu sehr im Vordergrgund. Vielleicht hätte ich auch einfach immer die falschen vorher ausgewählt.

Bei diesen drei Vertretern würde ich sagen gehört die Säure dazu. Sie ist ja auch irgendwie typisch für die Sorte. Und ohne Säure oder mit sehr wenig Säure würde wahrscheinlich der Pep fehlen, den man von einem Sauvignon Blanc erwartet.

Der Nachhall der drei Weine ist bei allen schon noch deutlich vorhanden. Am längsten bleibt für meinen Eindruck der Touraine Oisly. Hat dies etwas mit der stärkeren Säurebetonung zu tun?
Auch empfinde ich diesen Wein jetzt noch ein bisschen frischer als die anderen. D. h. für mich geht er mehr in Richtung gelblicher Zitrusfrüchte, während der Kaitui seinen Geschmack nach weißem Pfirsich oder exotischen Früchten beibehält.


Fazit
Ich glaube alle drei getesteten Varianten sind typische Vertreter eines guten Sauvignon Blanc. Auf den ersten Blick mag vielleicht erstmal alles ähnlich oder nahezu identisch anmuten, doch je intensiver man sich darauf einlässt desto eher sind bei einem direkten Vergleich doch tatsächlich Unterschiede, selbst für einen ungeschulten Einsteiger, wahrnehmbar.

Schwierig ist immer zu sagen, ob der der Wein jetzt gut ist oder nicht. Hier wird man doch zu sehr von seinen eigenen Präferenzen geleitet denke ich. Jeder der getesteten Weine hat seine eigenen Besonderheiten denke ich.

Der Cloudy Bay hat sicherlich einen sehr markanten Stil. Etwas kantig und rauh, aber doch fruchtig und zugänglich. Der Preis für eine Flasche ist jedoch schon recht hoch. Wenn ich den Preis nicht kennen würde, dann hätte ich vielleicht so einen Preisbereich von 15-20 EUR geschätzt. 


Schwer zu sagen ist jetzt, ob sich aufgrund des großen Erfolgs des Cloudy Bay und auch anderer Sauvignon Blanc aus Marlborough andere Winzer eng an diesen Stil anlehnen und versuchen ihn nachzubilden. Also zumindest ähnliche Merkmale und Eigenschaften versuchen hervorzubringen. Oder ob es sich dann doch um einen eigenen Stil handelt.
Im Fall des Kaitui muss ich sagen, steht dieser dem „Vorbild“ aus Neuseeland in nichts nach. Nichtwissens, ob dieser Wein wirklich das Vorbild war.
Auf jeden Fall macht es Spaß ihn zu trinken und er macht Lust auf einen zweiten Schluck. Preislich hätte ich ihn wahrscheinlich knapp unterhalb des Cloudy Bay geschätzt. Also sagen wir mal so 12-17 EUR.
Das Preis-/Leistungsverhältnis ist hier also in Ordnung.

Der französische Vertreter bringt eine kernige Säure mit sich, die sicherlich Pep gibt, für meinen Geschmack jedoch gerne auch etwas milder hätte ausfallen können. Irgendwie verbinde ich aber gedanklich auch die Säure mit Sauvignon Blanc aus Frankreich. Von daher passt es wahrscheinlich. Den Preis für diese Flasche empfinde ich als sehr fair. Ich hätte ihn irgendwo zwischen 7-10 EUR eingeordnet. Also wirklich ein Wein den man einfach mal trinken kann.

Aber wem gebührt denn nun die Kartone des heutigen Abends. Da es jetzt um meinen eigenen Geschmack (und auch meinen eigenen Geldbeutel) geht, würde ich dem Kaitui tatsächlich noch den Vorzug vor dem namhaften Vertreter aus Neuseeland geben. Er steht ihm nicht nach. Die Fruchtnoten mag ich noch etwas lieber und das Preis-/Leistungsverhältnis ist deutlich besser. Ein Wein bei dem man viel entdecken, aber auch einfach genießen kann.

Auf den zweitplatzierten, den Cloudy Bay, trifft dies ebenfalls zu. Allerdings ist hier der Preis schon ein Argument doch eher nochmal zu einem anderen zu greifen. Ich empfinde ihn jedoch als vielschichtiger als den Drittplatzierten Sauvignon Blanc aus Frankreich.
Ich denke, dass es sich hier um einen guten Wein von der Loire mit einem sehr fairen Preis handelt. Für mich war jedoch bei den anderen beiden die Säure besser ausbalanciert.

Achja: Und zu Essen gab es zu den Dreien auch noch was. Ein Wokgericht mit Hähnchen.... und.... grünem Spargel. Wirklich sehr passend. 







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