Sonntag, 22. April 2018

Erster Besuch einer Weinmesse: Wein am Main - da musste ich mal rein

Wein am Main 2018
Weinmesse Weinmesse Weinmesse! Und dann auch noch ganz in der Nähe? Ja ich glaube jetzt ist die Weinsaison wirklich eröffnet. Also mal kurz drüber nachgedacht... also wirklich mal kurz.... und zack: Kurzerhand die Tickets geholt und auch noch ein kleines Seminar mitgebucht.

Seid ihr auch dabei gewesen? Sehr cool - dann würde mich natürlich mal euer Eindruck interessieren.
Habt ihr die Messe verpasst? Kein Problem. Mit den folgenden Zeilen könnt ihr euch ein wenig Appetit auf die nächste Messe holen. 😉



Bei strahlendem Sonnenschein ging es am Samstag, den 21. April 2018 pünktlich um zwölf Uhr los. Nach einer kleinen Runde über den Campus der Goethe Uni in Frankfurt (der im Übrigen wirklich sehr schick und ansehnlich ist!) startete im Obergeschoss des Casinos das Wein Sensorik Seminar mit Dr. Wolfgang Staudt.

Was hat Joghurt mit Wein zu tun? Und wie bringt Zwieback die Walnuss unter die Räder? Unterhaltsame sechzig Minuten später bleibt einem die plastische Darstellung des Zusammenspiels verschiedener Geschmacks-empfindungen noch auf der Zunge und vor Augen. Denn wie bei einem Wein können sich die Nuancen innerhalb eines stabilen Grundgerüsts bewegen, entwickeln und schmeicheln oder fordern. Gut, dass die Übertragung des Gelernten in die praktische Umsetzung und Übertragung auf verschiedene Weine nicht lange auf sich warten ließ. Unter fachkundiger Anleitung wurden direkt verkostet:
Weinseminar - Verkostung
1. Winzerverein Hagnauer Burgstall - Müller Thurgau Edition trocken (2016)
2. Weingut Riffel - Silvaner Réserve (2015)
3. Weingut Wolf - Rosa Chardonnay (2016)
4. Winzerkeller Auggener Schäf e. G. - Gewürztraminer und Riesling (2016)

Für mich waren alle interessant, weil ich diese Rebsorten (bis auf Riesling) sonst eher nicht so häufig trinke bzw. auch noch nie getrunken habe. Während der Müller-Thurgau noch leicht und trinkfreudig daher kam, waren die beiden anderen schon mit deutlich mehr Opulenz ausgestattet. Sowohl der Silvaner als auch der Rosa Chardonnay haben deutlich merkbare Holzaromen, die einem schon beim ersten schnuppern entgegen strömen. Liegt wohl daran, dass sie beide im Barrique gelegen haben und der Silvaner sogar, wie ein Rotwein, auf der Maische vergoren wurde. Zum rosa Chardonnay wäre noch erwähnenswert, dass es sich um eine relativ neue Rebsorte handelt, die unter Begleitung der Hochschule Geisenheim entwickelt wurde und jetzt in den ersten Versuchen angepflanzt wird.
Der Gewürztraminer hingegen ist wieder etwas völlig anderes. Fruchtig, süß, mit Aromen von Litschi und Rhabarber. Zu einem Blauschimmelkäse oder auch zu Honigmelone mit Schinken lt. Herrn Dr. Staudt ein Volltreffer. Sollte ich wohl demnächst einmal probieren.
Vor allem bin ich auch beim schreiben des ganzen total erstaunt, dass ich mir das doch dann noch alles merken konnte. Chapeau vor mir selber 😀

Aber genug der Lobhudelei - nachdem die Stunde sehr kurzweilig, lehrreich und schnell vorüber ging, wurde es Zeit die "Arena" zu betreten. Frisch gestärkt mit neuem Wissen (und den vier Löffeln Joghurt nebst verschiedenen Ingredenzien) ging es bei strahlendem Sonnenschein in die erste von zwei Hallen zum weiteren Praxistest. 

Rein intuitiv hatte ich mich wohl richtig entschieden die Halle, die später noch direkte Sonneneinstrahlung geniessen konnte als erstes zu durchlaufen. Die Winzer an den Ständen kamen daher nicht nur wegen dem Besucherandrang ins schwitzen. Aber trotz aller Hitze hat es einen Riesenspaß gemacht sich durchzutesten und wenn es die Zeit und der Andrang zuließ, war auch immer ein kleiner Plausch möglich. 

Nachdem ich mir vorgenommen hatte das Ganze etwas strategisch anzugehen und mich zuerst mit den trockenen Rieslingen an den diversen Ständen durchzutesten, musste ich nach etwa 2 Stunden feststellen, dass ich in dem Tempo wohl doch nicht wirklich weit kommen würde. Zwar hatte ich verschiedene Winzer, verschiedene Anbaugebiete und verschiedene Qualitätsstufen durchlaufen, aber es blieben noch so viele Möglichkeiten ungenutzt.
Also Zügel anziehen und weiter gehts. Vielleicht doch vorher noch einen Schluck Wasser und ein bisschen Brot zum neutralisieren. Apropos Wasser: Bei dieser Wärme natürlich äußerst positiv, dass überall genügend Wasser griffbereit stand und auch immer angeboten wurde. Auch ein Gläsertausch zwischendurch war überhaupt kein Problem.

Weingut Gerharz Lady Rose
Alle Erlebnisse hier aufzuzählen würde sicherlich den Rahmen sprengen. Ganz zu schweigen davon, dass natürlich die Erinnerung an jeden einzelnen verkosteten Wein sicherlich nicht mehr präsent ist. Immerhin habe ich mal - ganz Profi like - zumeist den Wein tatsächlich nicht immer getrunken. Doch trotzdem wird es mit der Zeit wahnsinnig schwer noch die Unterschiede heraus zu schmecken. Also Respekt vor den Profis, die auf großen Messen am Tag mehrere hundert Weine verkosten. 

Neben vielen Winzern aus Rheinhessen, was wohl an der räumlichen Nähe liegt, fanden sich aber auch andere deutsche Anbaugebiete, ein Weingut aus Österreich und auch Händler, die europäische Weine und Weine aus Übersee zur Präsentation bereit gestellt haben.

Als echter Blickfang muss man einfach mal den Erdbeer-Secco "Lady Rose" des Weinguts Gerharz nennen. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige der weiblichen Besucher dort einfach mal einen kleinen Zwischenstopp einlegen mussten.

Ansonsten bin ich natürlich auch über Riesling, natürlich von der Mosel, gestolpert. Am Ende des Ganges und hell und sonnig erleuchtet, bin ich am Stand vom Weingut Reis feine Weine aus Briedel hängen geblieben. Souverän trotz sonniger Außentemperaturen wusste Achim Reis für seine Kreationen zu begeistert. Ob "Vergorene Liebesmüh" oder "Furztrocken", die Namen und auch die Stilistik der Weine waren äußerst einprägsam.
Dies fand offenbar auch der selbsternannte "Oberverbrecher" der Veranstaltung, Herr Erik Kohler. Wie es der Zufall so wollte kamen wir genau an dieser Ecke in einen heiteren Austausch. Man merkt deutlich, dass die Sache hier mit Leidenschaft und Spaß betrieben wird. Ein wirklich sympathisches Gespräch, was wieder einmal beweist, dass Wein die Menschen zusammen bringt.

Wo bin ich ansonsten noch so hängen geblieben? Mal kurz nachdenken. Grade bei der jüngeren Garde habe ich doch auch gerne mal vorbei geschaut.
Da war natürlich das fleißige Lieschen des Weinguts Lisa Bunn aus Nierstein. Das Weingut ist schon seit Generationen im Familienbesitz und hat Anteile an den Lagen Hipping, Gelberg und Orbel. Also lag es ja schon sehr nahe, dass ich die anderen Rieslinge nochmal testen musste. Dazu kamen dann noch zwei verschiedene Sauvignon Blanc.
Auch der rosa Chardonnay aus der Verkostung ist mir noch in guter Erinnerung geblieben, so dass ich dann auch noch zielstrebig zum Stand des Weinguts Wolf getingelt bin und - wie sollte es auch anders sein - direkt nochmal einen leckeren Riesling vom Eckelsheimer Kirchberg getestet habe.
Sehr spannend waren auch noch die Weine des biodynamischen Weinguts Riffel aus Bingen. Hier war mir ebenfalls der Silvaner aus der Verkostung noch gut im Gedächtnis (88 Punkte von Eichelmann, wie ich später noch erfahren habe). Also musste ich auch dort nochmal ein bisschen bei den Rieslingen stöbern. Eigentlich wollte ich auch gerne nochmal ein paar andere verkosten, doch die Zeit war leider viel zu schnell um, so dass ich gar nicht mehr dazu gekommen bin. Schade eigentlich.
Auf meiner "Riesling-Tour" hätte ich dann noch das Familienweingut Lamberth aus dem rheinhessischen Ludwigshöhe, bei dem mir eine schöne und trinkfreudige Riesling Spätlese Alte Reben in Erinnerung geblieben ist.

Auch die nicht heimischen Vertreter mussten natürlich nochmal näher unter die Lupe genommen werden. Zum ersten Mal einen Pinotage probiert - und Lust auf mehr bekommen. Eine kleine Reise durch das Bordeaux gemacht und über Österreich dann schließlich in Italien gelandet..... und etwas länger geblieben. Die Firma Guido Giovo hatte ein reichhaltiges Sortiment vor Ort und auch hier bot sich die Gelegenheit mal etwas ganz neues zu testen. Vor kurzem noch darüber gelesen und jetzt schon im Glas: Ein Valpolicella Ripasso Superiore - total interessant und spannend. Und zum erfrischen noch etwas ganz klassisches: Ein Lugana - aber ein sehr leckerer 😉

Leider war nun auch langsam das Ende des Messetages erreicht (OK - vielleicht war es auch dann langsam gut so 😀). Zwischenzeitlich ist mir dann endlich aufgefallen, dass ich im Eifer des Gefechts irgendwie ganz vergessen hatte ein paar schicke Fotos vom Messegeschehen zu machen - Ups.
Insgesamt war es wirklich ein sehr schöner lehrreicher, fröhlicher und genussvoller Tag, den ich ihm nächsten Jahr gerne nochmal wiederhole. 

Und jetzt freue ich mich auf ein schönes, frisches Bier.




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