Mittwoch, 20. Oktober 2021

Château Seguin 2015 - oder wie ich den Einstieg nach Bordeaux fand



Château Seguin 2015
Mich hat es erwischt..........




.....Glücklicherweise nicht die Erkältung, die um diese Jahreszeit ja bei vielen Menschen mal vorbeischaut...... Sondern die Faszination der Bordeaux Weine. 

Mit Bordeaux verband ich immer das Label „teuer“. Und wenn ich im Handel dann mal eine Flasche mit dem Etikett Bordeaux gefunden hatte, welche sich so im Preisbereich bis 15 EUR befand, hatte die mich ganz oft geschmacklich nicht wirklich überzeugt. Zuviel Adstringenz und irgendwie zu wenig Harmonie. Also fristete das Thema Bordeaux stets ein Nischendasein bei mir. 

Bis ich vor etwa einem Jahr mal eines Besseren belehrt wurde.... 


Damals saß ich abends noch in einer Weinbar und trank eine Flasche Rotwein aus der Appellation Côtes de Bourg. Dies ist zwar keine der namhaften Appellationen, aber der Wein war überraschend gut und blieb mir im Gedächtnis. 

Lohnt es sich also doch nochmal über das Thema Bordeaux nachzudenken?

Nachdem ich es zunächst mal völlig vergessen hatte, grübelte ich doch hin und wieder mal und begann immer mal einen Blick auf die Weine und Informationen aus Bordeaux zu werfen. Und ich glaube es lohnt sich wirklich, wenn man sich auch mal näher damit beschäftigt. Denn alleine die Region Bordeaux ist so groß, wie die gesamte deutsche Anbaufläche!

Also liegt es ja nahe, dass dort neben vielen bekannten guten Weinen auch weniger bekannte gute Weine vorhanden sein sollten, aber auch die eher nicht so guten (die ich wohl damals im Handel gefunden hatte) Weine vertreten sind. Wobei gut ja immer auch eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Aber natürlich kann die Region Bordeaux auch alle Preisklassen bedienen. 

Also gesagt getan. Viel gelesen und recherchiert um mal einen kleinen Überblick zu bekommen. 

Und nach all dieser Theorie wird es Zeit für die Praxis. Wie soll man sich denn auch sonst ein richtiges Bild machen? ;-)

Ein Wein der häufiger mal - aufgrund seines wohl hervorragenden Preis-/ Leistungsverhältnisses - als „Geheimtipp“ bezeichnet wurde, ist der Château Seguin aus der Appellation Pessac-Leognan. 

Hervorragendes Preis-/ Leistungsverhältnis? Hört sich zum Einstieg ja genau richtig an. Also mal eine Kiste organisiert, in den Keller gelegt (schließlich muss man ja auch mal erleben, wie sich so ein Wein über die Jahre entwickelt) und nun die erste Flasche zum probieren bereit gestellt. 

Das Château Seguin ist im nördlichen Teil der Appellation Pessac-Leognan nahe des Stadtrandes von Bordeaux beheimatet und war wohl in früheren Zeiten ein beliebter Stopp für die Pilger des Jakobsweges auf ihrer Reise nach Santiago de Compostela. Ein ganz bekanntes Weingut in der Nähe ist das Château La Mission Haut-Brion. 


Seit 1987 ist das Weingut im Besitz der Familie Darriet. Es werden insgesamt vier Rotweine produziert:
  • Château Seguin
  • Chateau Seguin Cuvée de la House
  • Angelot de Seguin
  • Confidence(s) de Seguin
Für den Jahrgang 2015 besteht die Zusammensetzung des Cuvées aus 50 % Merlot und 50 % Cabernet Sauvignon. Aufgrund der hohen Qualitätsansprüche wurden nur etwa die Hälfte der Trauben für den Erstwein verwendet. Nach der Gärung erfolgt der Ausbau über 15 Monate im neuen Holz.

Die Arbeit am Weinberg erfolgt nach biologischen Grundsätzen. 

So langsam werde ich aber dann doch mal durstig. Also auf mit der Flasche, den Korken raus (findet ihr das nicht auch eine wunderbare Zeremonie?) und ab mit dem guten Tropfen ins Glas.........





Auge
Beim Betrachten wirkt der Wein schon sehr dicht und dunkel. Ich würde sagen rubinrot und - vielleicht täusche ich mich ja auch - aber irgendwie erkenne ich einen kleinen bräunlichen Schimmer. Beim Schwenken im Glas bilden sich dicke Kirchenfenster im Glas. 

Nase
Der Duft des Weins macht sich auch sofort bemerkbar. Sehr aromatisch. Dunkle Kirschen, Waldfrucht, Cassis. Irgendwie auch ein bisschen Kräuter... hmm... vielleicht noch etwas ätherisches... Eukalyptus? Und ja.. man riecht auch etwas süßes... schokoladiges. 

Und wie schmeckt er?

Geschmack
Genau so wie er riecht. Der Wein ist füllig und samtig. Die Tannine sind schon sehr gut eingebunden. Die Säure ist angenehm präsent. Der Wein ist keine Wuchtbrumme, die mit der Keule einen dicken Bumms versetzt, aber man spürt die Kraft und die Fülle deutlich. Geschmacklich richtig gut.. spannend, komplex und ein langer Nachhall. Man schmeckt den Wein noch sehr lange und tastet sich immer besser an ihn heran. 

Kein Vergleich zu den Weinen, die ich bisher mal unter dem Label Bordeaux probiert hatte. Dieser Wein hier ist eine tolle, runde Sache. 

Dekanter
Achja: Ich hatte auch etwas in den Dekanter gegeben und den dann nach etwa zwei Stunden Luft so langsam getrunken. 

Man merkt, dass hier die Frucht zurückgeht. Der Wein wird noch ein Stück harmonischer und runder. 

Und macht immer noch Spaß. 

Interessieren jemanden noch die Punkte der internationalen Verkoster Elite?

Parker hat 89-91 angesetzt, Gabriel 18/20. 


Fazit
Also, ich muss wirklich sagen: Der Wein gefällt mir. Die Zusammensetzung, der Geruch, das Mundgefühl... für mich eine ganz tolle Entdeckung. Da merke ich einen spürbaren Unterschied zu den bisher getrunkenen. Trotz den 14 % Alkohol ist er nicht wirklich sehr schwerfällig. Und die optimale Trinkreife hat er lt. Fachhandel wohl erst zwischen 2022 - 2040 erreicht. Lagerfähigkeit sollte also gegeben sein. 😉

Gezahlt hatte ich für den Wein so ca. 32 EUR. Zwar fehlen mir im Bereich Bordeaux noch etwas die teureren und billigeren Vergleichsmöglichkeiten, aber den Preis gebe ich nach diesem Tasting gerne hierfür aus. Und eigentlich könnte ich während ich diese Zeilen hier schreibe grade nochmal eine Flasche öffnen....

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