Dienstag, 28. August 2018

5 Weine, 3 Weinberge, 2,5 Std. Weinbergwanderung

Nachdem sich nun meine selbst auferlegte Sommerpause so langsam dem Ende neigt, wird es Zeit den Blog mal wieder mit neuen Berichten zu füllen.

Und was könnte sich hierzu besser eignen, als eine Weinbergwanderung, bei strahlendem Sonnenschein Ende August?








Vergangenes Wochenende stand mal wieder ein Wochenende im Rheingau auf dem Plan. Wie passend, dass das Weingut Offenstein Erben in Eltville gerade an diesem Wochenende sein Sommerfest feierte.

Als besonderes Event stand dort am Sonntag Mittag eine Weinbergwanderung mit dem Winzer auf dem Programm. Achja - natürlich durfte auch eine kleine Weinprobe dabei nicht fehlen ... aber was heißt klein: Fünf Weine waren jetzt nicht gerade wenig ;-)

Nachdem der aktuelle Besitzer des Weinguts Thomas Schuhmacher (junior) die Teilnehmer pünktlich zum Start um 12:00 Uhr um sich versammelt hatte, ging es auch schon los mit den ersten Erläuterungen zur anstehenden Tour und natürlich auch mit einer kleinen Vorstellung des Weinguts Offensten Erben. Thomas Schuhmacher hat nämlich gerade zum August diesen Jahres den Betrieb von den Eltern übernommen und führt gemeinsam mit seiner Frau das Weingut und das Weinhotel. Aktuell bewirtschaftet der Familienbetrieb 9 Hektar und baut, wie sollte es im Rheingau auch anders sein, überwiegend Riesling, aber auch ca, 24 % Spätburgunder an. Zusätzlich gibt es noch kleinere Anbauflächen für Dakapo (kannte ich bis jetzt auch noch nicht), Scheurebe und gelber Muskateller.

Sein Vater, Thomas Schuhmacher (senior), fuhr derweil schon einmal mit dem Fahrzeug und dem Auszubildenden voraus um die gekühlte, getränketechnische Verpflegung an ausgesuchten Zwischenstopps sicherzustellen. Und wer sich über die Namensgleichheit wundert: Mit einem Zwinkern bekamen wir noch verraten, dass es gute Familientradition ist, den Namen weiter zu geben.

Los ging es dann auch schon mit der Wanderung, die uns zunächst über den Eltviller Taubenberg führte. Taubenberg? Bei der Namensgebung muss man ja auch mal nachfragen. Aber Tauben galten früher als Fruchtbarkeitssymbol und daher stammt der Name dieser ca. 78 ha großen fruchtbaren Weinlage. Übrigens: Der Taubenberg ist, wie auch die noch folgenden Weinberge als Erste Lage kategorisiert. Die Basis für den Weinanbau sollte also stimmen.

Nach soviel Input würde es dann auch Zeit für den ersten Probierschluck:


Eltviller Riesling Kabinett (2017)

Hierbei handelt es sich um einen Ortsriesling, der jedoch in der Regel aus Trauben dieser Lage stammt. Einen Wein probieren genau da wo die Trauben dafür herkommen ist doch einfach was schönes. Genauso wie der leichte Kabinett, der mit nur 9,5 % Alkohol und betonter Frucht und Süße eine schöne Erfrischung zum Start bot.

Weiter ging es noch auf dem Rundgang durch die Siebenmorgen (so nennt sich eine bestimmte Parzelle des Weinbergs), bei dem der Winzer Thomas Schuhmacher sehr viel interessantes und wissenswertes über die (tägliche) Arbeit an der Rebe zu berichten hatte.

Auch wenn das Weingut keine Bio Zertifizierung besitzt, sind ökologische Grundsätze selbstverständlich wichtig. So wird beispielsweise auch stets ein Pfad zwischen den Reben begrünt um mit den Pflanzen ein besonderes Mikroklima zu schaffen und zu erhalten.

Bei der nächsten Verkostung stand ein


Weißherbst Spätburgunder trocken (2017)

auf dem Programm. Irgendwie sind für mich grade in diesem Sommer die Rosé eine gern gesehene Wahl. Und bei einem schönen Ausblick, noch immer im Taubenberg, erfuhren wir, weshalb bestimmte Reben durch Netze abgehängt wurden. Wie es scheint, ist dies auch ein sehr aufwändiger Vorgang, da die Trauben bis zur Höhe des Netzes völlig entblättert (sagt man das eigentlich so?) werden müssen.

Im weiteren Rundgang gab es dann noch einen Blick auf die Eltviller Kalbspflicht zu erhaschen, bevor der Weg weiter zum Eltviller Langenstück führte.


Blick vom Eltviller Langenstück auf Gutsausschank Baiken
Dieses „lange Stück“ gab der Lage letztendlich seinen Namen. Aktuell wird hier jedoch eine Flurbereinigung durchgeführt. Man konnte die Umbauarbeiten direkt am Weinberg sehen. Auch das Weingut Offenstein Erben hat hier grade erst eine Parzelle neu eingesät, was jedoch aufgrund des trockenen und heißen Wetters in diesem Jahr nicht wirklich erfolgreich war.

Apropos Trockenheit und Hitze: sehr interessant waren auch de Ausführungen, wie die Hitze die Arbeit an der Rebe beeinflusst. Man konnte direkt sehen, was die der Vormittagssonne zugewandten Seiten vom Blattwuchs etwas befreit wurden, so dass die Vormittagssonne, die noch nicht ganz so intensiv ist, die Trauben schön reifen lassen kann. An den Stellen jedoch, wo die heißere Nachmittagssonne auf die Trauben trifft versucht man zur Stressreduktion durch den Blattwuchs etwas Schatten zu spenden.

Und für uns gab es zur Erfrischung einen


Eltviller Riesling feinherb (2016)

mit den typischen frischen Apfel und Zitrus Aromen. 
Weiterhin konnte man auch schön beobachten, dass es bei manchen Reben tatsächlich Probleme mit der Hitze gab. Dies zeigte sich daran, dass die Blätter nicht mehr schön saftig grün waren, sondern gelblich und fast schon am abfallen waren. Hier leidet die Rebe quasi unter Mangelernährung. Sie findet in den Böden nicht genug Feuchtigkeit und Nährstoffe. In der Folge werden zuerst die Blätter von der Versorgung ausgeschlossen. Diese vertrocknen dann 7nd fallen ab. Dies zieht sich von unten nach oben durch. Zu guter Letzt würde die Rebe auch den Extrakt aus den Trauben wieder zurück nehmen.

Häufig haben jüngere Reben stärkere Probleme mit der Trockenheit, da deren Wurzelsysteme noch nicht tief genug in die Böden vorgedrungen sind um auch genügend Wasser zu finden.


Darüber hinaus ist die Anzahl der Trauben schlichtweg auch häufig zu viel. Sie kann nicht alle ernähren. Ein Winzer würde also einen Teil der Trauben weg schneiden um somit Entlastung zu bringen und gleichzeitig auch die Qualität zu erhöhen.

Zeit mal wieder einen Schluck zu probieren. Langsam steigern wir uns von den Qualitäten und sind jetzt schon beim besten Fass des Weinguts Offenstein Erben angelangt:



„Bestes Fass“ Eltviller Riesling trocken (2017)

Dieser Wein ist quasi das Zwischenstück zwischen dem Ortswein und dem Lagenwein, denn hier werden nur ausgesuchte Parzellen verarbeitet. Und eine goldene Preismünze bei der Landesweinprämierung 2018 sowie 90 Punkte beim Best of Riesling Tasting des Meiningen Verlags gab es für diesen Wein oben drauf.
Und vorangekommen sind wir ebenfalls. Zwischenzeitlich befinden wir uns an der letzten Etappe unserer Wanderung, den Eltviller Sonnenberg, eine exponierte Lage mit Südhang, die nebenbei bemerkt auch einen ganz tollen Ausblick über Eltville und noch viel viel weiter hinaus bietet.

Leider neigt sich so langsam die Wanderung dem Ende zu. Aber w8e heißt es immer so schön? Das beste kommt zum Schluss.

Und auch hier wartet mit dem


„Avantgarde“ Riesling trocken Eltviller Sonnenberg (2016)

eine sehr spannende Kreation zum Finale. Die Trauben für diesen Wein stammen alle vom Weinberg, neben dem wir gerade stehen. Das besondere hierbei ist, dass dieser Riesling nach langer Maischestandzeit im Holzfass vergoren wurde. Dadurch besitzt dieser Kraft, Fülle und hebt sich geschmacklich von den anderen verkosteten Rieslingen deutlich ab. Natürlich wurde auch für diesen Wein eine goldene Preismünze bei der Landesweinprämierung 2018 vergeben.

Die Kreation geht wohl auf Thomas Schuhmacher (Junior) zurück, der sich nach intensiven Diskussionen mit seinem Vater an diese Kreation heran traute. Und ganz nebenbei bemerkt in 2017 auch noch den Titel des Vize Jungwinzers des Jahres mit nach Hause nehmen konnte.


Ein sehr interessanter, spannender und abwechslungsreicher Mittag neigt sich nun mit dem Rückweg zum Weingut langsam dem Ende zu. Insgesamt waren wir etwas mehr als 2,5 Stunden unterwegs und haben viele interessante Einblicke in die Arbeit am Weinberg von einem sympathischen Winzer erhalten.

Nicht auszuschließen, dass ich auch bei der nächsten Tour gerne nochmal mitkomme. Zumindest könnte ich auch jetzt direkt nochmal los laufen...... oder einfach doch nur noch ein Schlückchen trinken....

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