Muss man über das Weingut Keller aus Flörsheim-Dalsheim in Rheinhessen eigentlich noch große Worte verlieren? Ich glaube jedem Weinfreund ist das Weingut wohlbekannt. Sogar der Spiegel berichtete bereits.Und mit zunehmender Neugier beschloss nun auch ich mich mal langsam heranzutrinken und habe nun endlich auch mal die Gelegenheit gefunden fünf verschiedene Jahrgänge des bekannten Riesling "von der Fels" gemeinsam und über mehrere Tage hinweg zu verkosten...
Das besondere am Riesling "von der Fels" ist, dass dieser in der Regel aus verschiedenen Trauben, die den großen Lagen entstammen, zusammengestellt ist und somit ganz besondere Qualitäten hier zusammenfließen. Leider ist mir nicht bekannt, welche Lagen in den einzelnen Jahrgängen verarbeitet wurde. Aber vielleicht besitzt ja jemand hierzu weitere Informationen, die er gerne teilen möchte? Wäre auf jeden Fall noch interessant die verschiedenen Geschmackseindrücke mit den bestehenden Unterschieden übereinander zu legen.Ursprünglich wurde (nach meiner Kenntnis) dieser Wein im Jahr 2000 erstmals gefüllt und wurde aus den etwas jüngeren Reben der großen Lagen zusammengestellt.
Aber legen wir doch einfach mal los:
Keller - Riesling "von der Fels" 2018
Insgesamt war 2018 nach meiner Kenntnis ein eher heißes Jahr, was einige sehr gute Rotweine in Deutschland hervorgebracht hatte, bei den Weißweinen aber besondere Anstrengungen erforderte. Demnach bin ich sehr gespannt, wie sich der Wein nach einiger Reifezeit jetzt im Glas präsentiert.
Der Wein riecht saftig aber nicht ganz so expressiv nach Apfel. Eher gelber oder roter Apfel. Etwas süßer, etwas reifer. Zusätzlich kommt noch etwas würziges hinzu, was mich an weißen Pfeffer erinnert.
Am Gaumen merke ich sofort wie herrlich frisch der Riesling - trotz des warmen Jahrgangs - ist. Eine frische Säure, die aber harmonisch und rund ist, schwingt hier mit. Sie ist gut eingebunden. Den Nachhall würde ich als mittel beschreiben.
Vor einigen Jahren hatte ich diesen Riesling bereits einmal probiert. Nach meiner Erinnerung kommt die Würze eher etwas stärker zum Vorschein als bei dieser ersten Probe vor einigen Jahren. Anfangs hatte ich überlegt, ob auch florale Noten dabei sind. Diese sind aber höchstens ganz dezent und rücken schnell wieder in den Hintergrund.
Am zweiten Tag versprüht der Wein vom Geruch eher den größten Eindruck von Reife von allen. Das Geschmacksbild bleibt jedoch.
Keller - Riesling "von der Fels" 2019
Auch bei diesem Jahrgang zeigt sich direkt wieder eine markante Würze. Sie ist etwas kräftiger
und lässt die Fruchtaromatik in den Hintergrund treten. Nach kurzer Zeit kommt noch ein Strauß Kräuter dazu.
Die präsente Säure ist viel zitrischer und betonter. Hat Kraft, bleibt aber trotzdem sehr fein, präzise und leicht. Den Nachhall empfinde ich hier etwas länger und würde ihn als mittel(+) bis lang beschreiben. Doch Halt - ist hintenraus vielleicht sogar etwas Grip vorhanden?
Am zweiten Tag bestätigt sich die Aromatik. Die Säure ist noch besser eingebunden.
Am dritten Tag bleibt der Wein glockenklar. Die Würze nehme ich jetzt etwas schwächer wahr.
Keller - Riesling "von der Fels" 2020
Dieser Jahrgang wirkte auf mich aromatisch zu Beginn etwas verhalten. Am Gaumen ist der Wein schön weich. Geschmacklich und von der Wahrnehmung würde ich ihn als zitrisch sehen. Dies aber in einem harmonischen Sinne mit viel Frische und Klarheit. Die Säure ist wiedermal hervorragend eingebunden und schön rund. Irgendwie leuchtet vor meinem geistigen Auge ein Kalkboden und/oder auch ein Stück Kreide auf - dies war bei den vorangegangenen Jahrgängen nicht so stark ausgeprägt. Macht sich hier wirklich Kalkboden bemerkbar? schön weich. Ist das der Kalkboden, der sich bemerkbar macht? Den Nachhall würde ich als mittel beschreiben.
Am zweiten Tag habe ich das Gefühl, dass sich der Wein noch etwas mehr geöffnet hat und mehr preis gibt. Die Assoziation mit Kalk / Kreide ist sofort wieder präsent. Ein Stück weit schiebt sich auch noch eine dezente und zurückhaltende Frucht mit dazu. In meiner Wahrnehmung sind auch Kräuter etwas stärker mit dabei.
Keller - Riesling "von der Fels" 2021
Der Jahrgang 2021 wirkt in der Nase zitrischer und klarer als der Vorgänge. War nicht generell
2021 auch ein etwas kühleres Jahr mit schönen, leichten Kabinetten? Muss ich unbedingt nochmal nachschlagen. Vielleicht könnte man den Wein auch als etwas puristischer beschreiben. Von den Fruchtaromen würde ich etwas Apfel noch hinzufügen.
Am Gaumen schmecke ich dann dann (etwas überraschend) auch noch einen kleinen Hauch Exotik. Vielleicht könnte dies Ananas sein? Der Wein bleibt aber steht schlank und kühl. Mit etwas Zeit und Temperatur kommt auch wieder Würze dazu. Diesmal lässt er ordentlich seine Muskeln spielen. Er bringt deutlich mehr Kraft zum Vorschein. Hat sich hier vielleicht auch etwas an der Zusammenstellung der eingeflossenen Lagen etwas verändert?
Mir macht es auf jeden Fall großen Spaß dies alles zu entdecken. Vielleicht ist dies auch meiner Vorliebe für "tarte au citron" an die ich mich hier sofort erinnert fühle. Dennoch hat der Wein eindeutig mehr Power. Die Säure ist wieder mal frisch und präsent, aber äußerst harmisch.
Am zweiten Tag wirkt er fruchtiger wie die anderen Jahrgänge und er bringt eine kleinen Hauch von exotischen Früchten mit. Ich finde diesen Jahrgang sehr charmant. Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, würde ich sagen, dass die Trauben irgendwie mehr Fruchtsüße als die anderen Jahrgänge mitbringen und der Wein dadurch nicht ganz so puristisch wirkt? Auch ist für mich die Säure gefühlt etwas zurückhaltender als bei den anderen Jahrgängen. Auch die schon häufiger erkannte Würze ist mit dabei.
Keller - Riesling "von der Fels" 2022
Auch in diesem Jahrgang kommt mit der Begriff der "Fruchtsüße" sofort wieder in den Sinn. Ich fühle mich an saftige und süße Zitronen erinnert. Irgendwie total charmant. Bringt aromatisch auch noch Kräuter mit und beginnt am Gaumen dann seine Kraft zu zeigen.
Aber irgendwie war das Tasting dann doch ganz schön "anstrengend". Ich glaube, jetzt mag ich einfach nur noch diesen letzten großen Schluck in Ruhe genießen und lege mein Notizbuch mal zur Seite.
Fazit
Bei allen Jahrgängen finde ich irgendwie immer eine ganz typische (ich würde fast sagen, zitrische) runde, weiche aber präsente Säure. Stets harmonisch und gut eingebunden, bringt sie viel Frische und Lebendigkeit mit sich.Insgesamt waren die jüngeren Jahrgänge (zu Beginn) eher verhalten in der Aromatik. Dies ist womöglich auch den hervorragenden Qualitäten "geschuldet", die hier einfließen. Die etwas älteren Jahrgänge zeigen zumindestens ganz deutlich auf, dass da noch etwas mehr warten dürfte. Auch wenn diese Jahrgänge sicherlich noch ein langes Leben vor sich haben dürften. Daher würde ich auch sagen, dass diese Jahrgänge zwar durchaus getrunken werden können aber keinesfalls müssen. Im Gegenteil: Es dürfte sehr spannend werden dieses Tasting nochmal in etwa drei bis fünf Jahren zu wiederholen. Mal schauen, ob ich es schaffe, die verbleibenden Flaschen bis dahin noch schlafen zu lassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen